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Wirtschaft: Das Wetter ist schuld

Weil es im Februar so kalt war, ist die Arbeitslosenzahl gestiegen. Doch die Experten sind optimistisch.

Berlin - Der Arbeitsmarkt steht grundsolide da. So jedenfalls lautet das Urteil von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) über die Arbeitslosenzahlen im Februar. „Der geringfügige absolute Zuwachs ist dem sibirischen Winterwetter Anfang des Monats zuzuschreiben“, erläuterte die CDU-Politikerin. „Der ungewöhnlich harte Frost hat weite Teile der Grünberufe sowie der Bauwirtschaft zum Stillstand gebracht.“ Insgesamt gelte jedoch: Die Gesamtlage sei stabil und bleibe erfreulich. „Der Markt ist trotz der Krise im Euro-Raum aufnahmefähig wie selten“, sagte die Ministerin.

Zum Winterausklang erlebte Deutschland die niedrigste Februar-Arbeitslosigkeit seit 21 Jahren. Insgesamt waren im vergangenen Monat 3 110 000 Männer und Frauen ohne Stelle. Das waren witterungsbedingt 26 000 mehr als im Januar, aber 203 000 weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg berichtete. Die Arbeitslosenquote ging binnen Jahresfrist von 7,9 auf 7,4 Prozent zurück.

In der Region Berlin und Brandenburg wurden 382 276 Arbeitslose gezählt, 2136 mehr als im Vormonat, aber 20 847 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote in der Region lag im Februar bei 12,5 Prozent, wobei sie in Berlin allein 13,2 Prozent erreichte. Damit war die Arbeitslosenquote bundesweit nur in Mecklenburg-Vorpommern mit 14,1 Prozent noch höher als in der Hauptstadt. „Die wirtschaftliche Entwicklung ist in Berlin weiterhin gut“, erklärte Dieter Wagon, Chef der BA-Regionaldirektion Berlin- Brandenburg. „So wurden den Arbeitsagenturen seit Jahresbeginn bereits mehr als 12 000 Stellen gemeldet – 3000 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.“ Kritik vor allem an der Art der Stellen, die angeboten werden, kam von den Gewerkschaften. „Wir benötigen mehr reguläre Beschäftigung in der Region“, sagte die DGB-Bezirksvorsitzende Doro Zinke. „Der Bedarf an Beschäftigten ist durchaus da, doch 60 Prozent aller neu besetzten Stellen werden befristet besetzt, gehen an Leiharbeitskräfte oder werden als bezahlte Werkvertragsjobs vergeben.“

Für den bundesweiten Arbeitsmarkt bilanzierte der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise: „Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiter robust – unbeeindruckt von der aktuellen konjunkturellen Schwächephase.“ Weise gab sich optimistisch, dass sich der schon fast drei Jahre währende Aufschwung fortsetzt: „Ich gebe zu: Gefühlt sind da Risiken im Raum. Es fehlt aber an belegbaren Gründen dafür, dass sich in den nächsten Monaten an der derzeitigen guten Entwicklung etwas ändern könnte.“ Der leichte Rückgang bei den offenen Stellen stellt für Weise ebenso wenig ein erstes Anzeichen für eine Trendwende dar wie die Stagnation der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl im Februar – in der Regel ein Hinweis auf die geringe Schubkraft der Konjunktur. „Das ist im Moment eine Delle, aber noch kein Ausdruck einer bevorstehenden negativen Entwicklung“, sagte Weise. Ob bereits im März die psychologisch wichtige Marke von drei Millionen bei der Arbeitslosenzahl wieder unterschritten wird, hängt nach seiner Einschätzung vom Wetter ab.

Nach den jüngsten Daten vom Januar ist die Zahl der Erwerbstätigen binnen Jahresfrist um 611 000 auf 41,09 Millionen gestiegen. Die Zahl der Arbeitsplätze mit Sozialversicherungspflicht lag im Dezember bei 28,75 Millionen; das waren nach Angaben der BA 718 000 mehr als vor einem Jahr. 151 000 davon entstanden in der Industrie, 146 000 bei Industrie-Dienstleistern sowie 126 000 im Gesundheits- und Sozialwesen.

Befürchtungen mancher Politiker, wegen der Griechenlandkrise und besonders im Fall einer Staatsinsolvenz könnte es in Deutschland zu einem Ansturm griechischer Jobsucher kommen, teilt Weise nicht. Er räumte zwar ein, dass sich derzeit in einer Datenbank des Euro-Netzwerks der europäischen Arbeitsagenturen bereits rund 25 000 Griechen als auswanderungswillig haben registrieren lassen. Doch weil in der Regel Deutschkenntnisse fehlen, dürften sie nur geringe Chancen auf einen Arbeitsplatz bei deutschen Unternehmen haben. mit dpa

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