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Wirtschaft: Das Wo entscheidet sich heute, das Ob erst im nächsten Jahr

Es klingt kurios: Noch bevor darüber entschieden ist, ob die Europäer das geplante Großraumflugzeug, den Airbus A3XX, überhaupt realisieren, könnte der Airbus-Aufsichtsrat womöglich heute schon entscheiden, wo das Flugzeug gebaut werden soll. Eine Einigung in dieser Frage, erklärte Airbus-Chef Noel Forgeard gegenüber der französischen "Liberation", sei notwendig.

Es klingt kurios: Noch bevor darüber entschieden ist, ob die Europäer das geplante Großraumflugzeug, den Airbus A3XX, überhaupt realisieren, könnte der Airbus-Aufsichtsrat womöglich heute schon entscheiden, wo das Flugzeug gebaut werden soll. Eine Einigung in dieser Frage, erklärte Airbus-Chef Noel Forgeard gegenüber der französischen "Liberation", sei notwendig. Das Thema steht auf der Tagesordnung. "Es soll ein fertiges Konzept auf dem Tisch liegen", erläutert Rolf Brandt von Dasa Airbus aus Hamburg das auf den ersten Blick unlogisch anmutende Prozedere. Über die Produktion aber wird frühestens in der zweiten Hälfte kommenden Jahres endgültig entschieden. Ganz offensichtlich gehen die Vorstellungen über die effektive Nachfrage noch etwas auseinander. Mit zwanzig Kaufinteressenten steht Airbus zwar in permanentem Kontakt. Doch erst wenn eine nennenswerte Auftragszahl vorliegt, wird in der Branche mit einer Bau-Entscheidung gerechnet. Vorrangig geht es also jetzt darum, erst einmal gezielt den Markt zu sondieren. Insbesondere die Frachtfluggesellschaften, heißt es bei Airbus, seien an dem Großraumflugzeug interessiert. Grundsätzlich werden dem Projekt, mit umgerechnet mehr als 22 Milliarden Mark Investitionskosten das bislang größte Projekt in der kommerziellen Zivilluftfahrt, gute Chancen eingeräumt. Immerhin: Bis 2018 rechnen die Fachleute mit einer Verdreifachung des Luftverkehrsaufkommens.

Klarheit in der Standortfrage könnte freilich die Gemüter beruhigen. Um den Bau des geplanten Großraumflugzeuges A3XX, das bis zu 656 Fluggästen Platz bieten soll, und mit dem die Europäer dem Jumbo 747 von Boeing Konkurrenz machen wollen, hatten sich fünf Städte beworben: Neben den bereits bestehenden Montage-Standorten Toulouse und Hamburg waren auch St. Nazaire, Sevilla und Rostock interessiert. Insbesondere lieferten sich Hamburg und Rostock um die Produktionsansiedlung unter dem Motto alte Bundesländer gegen neue Bundesländer einen heißen Wettkampf. Anstatt durch eine gemeinsame Bewerbung die Chancen für den Standort Deutschland zu erhöhen, reichte man getrennt die Unterlagen ein.

Vor allem Rostock hoffte, sich mit seinen Vorzügen durchsetzen zu können. So gibt es hier keine Platzprobleme. Außerdem verfügt die Stadt über eine See-Anbindung und auch die Akzeptanz in der Bevölkerung stimmt. Demgegenüber verfügen Hamburg-Finkenwerder und Umgebung über die notwendigen Fachkräfte. Seit 1992 werden in Hamburg der A321 und der A319 montiert, der A318 kommt demnächst noch dazu. Ein klarer Standortvorteil. Allerdings hat auch Hamburg ein Handicap: Für Baumaßnahmen müssten Teile eines Naturschutzgebietes zerstört werden.

Zwar sind die Würfel noch nicht gefallen, doch dem Vernehmen läuft alles auf eine andere Lösung hinaus. Die größten Chancen werden Toulouse eingeräumt. Wie auch immer entschieden wird - dem Gewinner winken Investitionen in Milliardenhöhe, 4000 Arbeitsplätze und internationales Renommée.

Martina Ohm

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