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Datenschutz: Telekom-Daten in der Türkei aufgetaucht

Im Missbrauchsfall von Kundendaten bei Telekom-Vertriebspartnern gibt es neue Details. Staatsanwalt ermittelt gegen Callcenter-Mafia.

Bei der Deutschen Telekom rächt sich immer mehr, dass das Unternehmen über Jahre zu lax mit persönlichen Daten seiner Kunden umgegangen ist. Der ehemalige Staatsmonopolist hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass er bereits im Februar 2009 Strafanzeige gegen vier Vertriebspartner gestellt hat. Die sollen gegen Datenschutzbestimmungen und abgesprochene Vertriebsmethoden verstoßen haben, teilte der Konzern mit. Konkret sollen die Unternehmen weitere Callcenter als Subunternehmen auch im Ausland beauftragt haben, deren Mitarbeiter Telekom-Kunden neue Verträge andrehen sollten.

Somit sind persönliche Daten, die Kunden einst der Telekom anvertraut haben, auch bei ausländischen Sub-Sub-Unternehmen gelandet. Wie deren Mitarbeiter damit umgegangen sind und mit welchen Methoden die auf Kundenfang gegangen sind, versucht derzeit die Staatsanwaltschaft in Bonn zu ermitteln. Jetzt sind neue Details ans Licht gekommen. So berichtete der „Spiegel“, dass hunderttausende Kundendaten ins Ausland gelangt sind – darunter auch in Callcenter in der Türkei, in denen zwar deutschsprachige Mitarbeiter arbeiten, wo aber keine EU-Gesetze gelten und Ermittler auch kaum Zugriff haben. Diese Callcenter haben für abgeschlossene Neuverträge angeblich teils bis zu 100 000 Euro pro Tag an Provisionen kassiert, insgesamt mehrere Millionen Euro.

Der Konzern ist dieser Praxis offenbar im Dezember 2008 auf die Spur gekommen, als eines dieser ausländischen Callcenter direkt bei der Telekom Prämien für erfolgreiche Vertragsverlängerungen einforderte. Bisher hatten diese Callcenter ihre Prämien von den Telekom-Vertragspartnern, also nur über Umwege, zugeschoben bekommen.

Die Telekom sieht sich in dieser Sache als Geschädigte und fordert von den vier Unternehmen, die die Kundendaten weitergereicht haben sollen, 1,5 Millionen Euro zurück. Die Summe ergibt sich aus Telekom-Sicht aus zu Unrecht gezahlten Provisionen und Vertragsstrafen. Ein Telekom-Sprecher sagte dem Tagesspiegel, dass ein derartiger Datenabfluss seit Ende 2008 nicht mehr möglich sei. So arbeite der Konzern nur noch mit zwei Datensystemen, auch würden Vertragspartner genauer kontrolliert. Allerdings könne es sein, dass alte Datensätze noch kursieren. Den Kunden sei kein Schaden entstanden, außer dass sie womöglich durch ungebetene Anrufer belästigt worden sind, sagte der Sprecher.

Die Telekom habe für den Zeitraum auch keine höhere Zahl von Stornierungen feststellen können. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Bonn sagte dieser Zeitung, dass die Telekom seit Anfang 2009 gut kooperiere. Wie lange die Ermittlungen dauern, könne man aber nicht sagen.

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