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Schwindelfrei. Das Hoch an der deutschen Börse schreckt die Anlaysten nicht. Angesichts steigender Unternehmensergebnisse rechnen sie mit weiteren Kursgewinnen.

© Reuters

Dax über 7000 Punkten: Advents-Rallye an der Börse

Der Dax springt über 7000 Punkte und Analysten erwarten weitere Gewinne – doch der Goldmarkt sendet ein Warnsignal.

Berlin - Die Spekulanten haben mit ihrer Prognose recht behalten: Der Dax hat noch vor dem Jahreswechsel einen neuen Rekord aufgestellt und ist am Dienstag über die Marke von 7000 Punkten gestiegen. Er schloss bei 7001 Punkten – 0,7 Prozent höher als am Vortag. Zwischenzeitlich lag er bei 7041 Punkten. So hoch notierte das wichtigste deutsche Börsenbarometer zuletzt vor mehr als zwei Jahren, im Juni 2008. Die schweren Verluste während der Finanz- und Wirtschaftskrise hat der Dax mehr als ausgeglichen. Seit dem Tief am 6. März 2009 (3666 Punkte) hat sich der Index fast verdoppelt. Und viele Börsenanalysten erwarten weitere Kursgewinne.

„Wir sehen noch Spielraum nach oben“, sagte Klaus Metzke, Berliner Niederlassungsleiter von HSBC Trinkaus dem Tagesspiegel. Der Dax habe einen „Sonderlauf“ und koppele sich von anderen europäischen Aktienmärkten und von der New Yorker Börse ab. „Es ist vollbracht: Trotz der mannigfaltigen Risiken in puncto Banken, Euroland und Schulden hat der Dax die Marke von 7000 Punkten geknackt“, sagte Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank. Bis Ende 2011 sieht Klaus Metzke den Index bis auf 7500 Zähler steigen. „Deutsche Aktien werden zwar mit jedem Tag teurer, aber sie sind noch nicht zu teuer.“

Erklärt werden die Kursgewinne mit den guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, den historisch niedrigen Zinsen und der anhaltend lockeren Geldpolitik. „Es fließt unglaublich viel Geld um den Globus, das nach Anlagemöglichkeiten sucht“, sagte Klaus Metzke. Während Anleihen sowie Fest- und Tagesgeld kaum noch Rendite abwerfen, werden die Anleger bei deutschen Firmen fündig. Deren Exportorientierung zahlt sich aus; vor allem Aufträge aus Asien füllen die Bücher. „Der Weltmarkt spielt uns in die Hände“, sagte Metzke.

So konnte die deutsche Industrie den kräftigen Auftragsdämpfer vom Vormonat teilweise wettmachen. Das Statistische Bundesamt teilte am Dienstag mit, auf Monatssicht seien die Auftragseingänge preis- und saisonbereinigt leicht um 1,6 Prozent gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr ergebe sich ein deutliches Plus von 17,9 Prozent. „Da sich die Gewinnsituation der Unternehmen wegen der ergriffenen Sparmaßnahmen und der guten Exportkonjunktur signifikant verbessert hat, werden die Dax-Unternehmen bereits 2011 wieder so viel Gewinn erzielen wie zuletzt 2007“, schreiben die Analysten der DZ Bank in einer Studie. Hohe Gewinne treiben nicht nur die Aktienkurse, sondern auch die Dividenden. So haben nach DZ-Bank-Angaben verschiedene Unternehmen aus der Auto-, Chemie- und anderen Industriebranchen die Ausschüttungen für 2010 angehoben. Die Dividendenrendite der 30 Dax-Unternehmen liegt im Schnitt bei 3,3 Prozent. Zum Vergleich: Wer dem Bund derzeit für zehn Jahre Geld leiht und eine Bundesanleihe kauft kann nur mit einer Rendite von rund 2,9 Prozent pro Jahr rechnen.

Dass die Anleger trotz der freundlichen Börsen vorsichtig bleiben, zeigt allerdings der Preis für Gold – der klassische „sichere Hafen“ für Investoren. Sowohl in Dollar als auch in Euro gerechnet war Gold am Dienstag so teuer wie nie. In Dollar kletterte der Preis für eine Feinunze (rund 31,1 Gramm) bis auf 1428,60 Dollar. In Euro gerechnet legte der Goldpreis in der Spitze bis auf 1072,03 Euro zu. Auch Silber bleibt bei Anlegern gefragt: Die Marke von 30 US-Dollar pro Unze überwand das auch in der Industrie gefragte Metall am Dienstag mühelos. Ebenfalls teuer wie lange nicht ist Öl. Das kalte Wetter in Europa und Nordamerika trieb den Preis erstmals seit Anfang Oktober 2008 wieder über 90 Dollar je Barrel. Das Fass US-Öl der Sorte WTI verteuerte sich um bis zu 1,5 Prozent auf 90,76 Dollar. Der Preisschub ist aber nicht nur auf das Wetter zurückzuführen. Eine steigende Nachfrage nach Öl zeigt immer auch, dass die Wirtschaft den Rohstoff braucht, weil sie mehr produziert und verbraucht.

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