zum Hauptinhalt
Hat ausnahmsweise mal Recht: US-Präsident Donald Trump.

© Michael Brochstein/ZUMA Wire/dpa

Debatte um Quartalsberichte: Warum Trump ausnahmsweise einen vernünftigen Tweet absetzte

Trumps Forderung, die Quartalsberichte bei Aktiengesellschaften abzuschaffen, hat Vor- und Nachteile. Eine Abwägung.

Von Andreas Oswald

Es war wohl einer der überlegenswertesten Tweets, die Donald Trump in seiner bisherigen Präsidentschaft abgesetzt hat. Damit reagierte er auf eine Debatte unter Konzernchefs. Trump hatte die US-Börsenaufsicht SEC aufgefordert zu prüfen, ob die Quartalsberichte von Aktiengesellschaften durch Halbjahresberichte ersetzt werden sollten.

Der Vorschlag hat Vor- und Nachteile. Wenn Aktiengesellschaften alle drei Monate Rechenschaft ablegen müssen, stellt das eine größere Transparenz her, als wenn sie dies seltener tun. Als Walmart vergangene Woche den positiven Quartalsbericht vorlegte, stieg die Aktie anschließend um mehr als 9 Prozent. Für Investoren ist es also wichtig, möglichst häufig über die Geschäfte informiert zu werden.

Der Nachteil häufiger Berichterstattung liegt darin, dass die Konzerne gezwungen sind, kurzfristig zu denken. Langfristige Projekte, die gut für das Unternehmen sind, bedeuten erst einmal höhere Investitionen, die sich erst später auszahlen. Die Kosten, die bis dahin anfallen, lassen die Quartalsberichte schlechter ausfallen, was von den Investoren bestraft werden kann.

Für Anleger wird der Aktienmarkt künftig enger

Es gibt seit mehreren Jahren einen Trend, dass langfristig orientierte Unternehmen wegen der Quartalsberichtspflicht zögern, an den Aktienmarkt zu gehen und sehr viel länger privat bleiben, als das früher der Fall gewesen wäre. „Private Equity“ ist ein wachsender Bereich. Spektakuläres Beispiel für den Trend war die kürzliche Ankündigung des Tesla-Gründers Elon Musk, seine Firma vom Aktienmarkt zu nehmen und als private equity weiterzuführen. Er sprach von der „Tyrannei“ der vierteljährlichen Berichtspflicht.

Langfristig orientierte Pensionsfonds können es sich leisten, in private equity einzusteigen und  tun dies zunehmend. Es gibt zahlreiche Beispiele von sogenannten „unicorns“, neugegründete Wachstumsfirmen, die lange privat bleiben, auch wenn ihre Bewertung eine Milliarde Dollar überschritten hat. Beispiele sind Uber oder der Bluttester Theranos. Letztere Firma ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass eine fehlende öffentliche Berichtspflicht zu schwerem Betrug führen kann.

Der Aktienmarkt wird relativ gesehen kleiner, die Zahl der Aktiengesellschaften, die vom Börsenzettel gestrichen werden ist höher als die Newcomer, berichtet die „Financial Times“ unter Berufung auf den Vermögensverwalter AllianceBernstein. Das bedeutet, dass Anleger künftig zunehmend weniger Gelegenheit haben werden, mit ihren Ersparnissen am Aktienmarkt teilzunehmen.

Aktienrückkäufe der Konzerne tun ihr übriges, den Markt zu verengen.

Aufruf von Warren Buffett und Jamie Dimon

Problematisch sind nicht nur die Berichtsintervalle, sondern auch die Frage, was mitgeteilt wird. Es ist üblich, dass Konzerne konkrete Ziele formulieren, wie sich die Geschäfte im Laufe eines Jahres entwickeln sollen. Umso mehr sind sie gezwungen, ihre Prognosen um jeden Preis zu erfüllen. Und dann gibt es noch umgekehrt den Trick, die Erwartungen im Vorfeld zu dämpfen, so dass die Bekanntgabe der Zahlen dann eine positive Überraschung darstellen.

Im Juni haben 200 Konzernchefs, unter ihnen Warren Buffett und Jamie Dimon, JPMorgan-Chase-Chef, einen Aufruf verfasst, die Quartalsberichte abzuschaffen, um das Kurzfrist-Konzept zu brechen.

Die Deutsche Börse hatte ihre Vorschriften für Quartalsberichte vor gut zwei Jahren gelockert. Zwar müssen Unternehmen im streng regulierten Prime Standard weiterhin alle drei Monate über den Gang ihrer Geschäfte berichten, einen ausführlichen Bericht müssen sie aber nur noch einmal im Halbjahr vorlegen. Einige Unternehmen beziffern in den Quartals-Mitteilungen nicht einmal mehr ihre Ertragslage, sondern nennen nur noch Umsätze und Auftragseingänge.

Einen Beitrag des Autors, wie sich Anleger mit Rebalancing des Portfolios vor Crashs schützen können, finden Sie hier.

Zur Startseite