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Wirtschaft: Deckungsstock Neue Mini-Jobs bringen Rückgang der Schwarzarbeit Experte: Schattenwirtschaft schrumpft um zehn Milliarden Euro

Der Deckungsstock (Bericht Seite 17) ist die Summe von Vermögenswerten einer Versicherung. Er gewährleistet, dass die Versicherungsansprüche von Versicherungsnehmern erfüllt werden können.

Der Deckungsstock (Bericht Seite 17) ist die Summe von Vermögenswerten einer Versicherung. Er gewährleistet, dass die Versicherungsansprüche von Versicherungsnehmern erfüllt werden können. Der Deckungsstock muss gesondert vom übrigen Vermögen verwaltet werden und wird von einem Treuhänder überwacht. Für den Deckungsstock legen die Versicherungen ihr Geld üblicherweise in Immobilien, Beteiligungen an Unternehmen, festverzinslichen Wertpapieren und Aktien an. In den vergangenen Jahren hatten die Lebensversicherungsunternehmen ihren Aktienbestand ausgeweitet, um höhere Renditen zu erzielen. Mit den Kursverlusten an den Börsen schmolz auch der Deckungsstock zusammen. So auch bei der Mannheimer, bei der er nun nicht mehr zur Deckung der Ansprüche der Versicherten ausreicht. dr

LEXIKON

Berlin (brö/avi). Durch die Einführung der MiniJobs und die Liberalisierung der Handwerksordnung wird der Umfang der Schwarzarbeit in Deutschland um fünfzehn Milliarden Euro sinken. Das prognostiziert der Linzer Schattenwirtschafts-Experte Friedrich Schneider. „Die Mini-Jobs bieten für Schwarzarbeiter wie Handwerker oder Putzfrauen erstmals den Anreiz, in die Legalität zurückzukehren“, befand Schneider im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Damit könne der Umfang der Schwarzarbeit zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder sinken – auf rund 355 Milliarden Euro. Dann würde aber immer noch jeder sechste hier zu Lande erwirtschaftete Euro aus der Schattenwirtschaft kommen.

Schneider geht davon aus, dass es 2004 sieben bis acht Millionen Mini-Jobs geben wird. Diese Arbeitnehmer hätten bislang illegal gearbeitet. „Da ist eine ziemlich Dynamik drin“, sagte er. Nun werde Schwarzarbeit legalisiert. Eine Senkung der Sozialbeiträge um zwei bis drei Prozentpunkte könne eine weitere Reduzierung der Schattenwirtschaft um bis zu neun Milliarden Euro bewirken, sagte Schneider. Durch die neuen Ich-AGs werde die Schwarzarbeit indes nicht zurückgehen. Die Subventionen für Arbeitslose seien zu gering, um Schwarzarbeit im Vergleich mit legalen Jobs unattraktiv zu machen.

Jedoch könnten die Mini-Jobs auch negative Folgen haben. Experten fürchten, dass durch die Neuregelung Vollzeitstellen in mehrere Minijobs aufgesplittet werden. „Der Anreiz besteht vor allem bei gering qualifizierten Dienstleistungsjobs in der Gastronomie oder in Call-Centern“, sagt Lutz Kaiser vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. So würden aus einer 1600-Euro-Stelle vier Minijobs – und der Arbeitgeber spare Sozialabgaben. „Noch liegen keine Zahlen vor, doch die Aufspaltung von Jobs ist attraktiver geworden“, sagt Lutz.

Auch Viktor Steiner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist gegenüber den Mini-Jobs skeptisch. „Auch wenn ein Teil der Schwarzarbeit reduziert wird, betrifft dies vor allem Arbeitnehmer, die neben ihrer Vollzeitstelle hinzuverdienen“, sagt Steiner. „Wenn die jetzt legal abgabenfrei verdienen, entlastet das die Sozialkassen nicht.“

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