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Wie Kinder sind Alzheimer-Patienten auf Hilfe von anderen angewiesen. Im Endstadium der Krankheit verlieren die Betroffenen ihre Persönlichkeit.

© dpa

Demenzerkrankungen: Der teure Fluch des Alters

Die Menschen werden älter, die Zahl der Demenzkranken steigt. Die Allianz warnt vor hohen Kosten und fordert mehr Forschung.

Noch ist die Krankheit unheilbar, die immer mehr Menschen im Alter ereilt: Die Demenz ist weltweit auf dem Vormarsch, die Erkrankten kämpfen mit Gedächtnisverlust, Verwirrtheit und Desorientierung – bis hin zur völligen Wesensveränderung.

Im Zuge der steigenden Lebenserwartung wird sich die Zahl der Demenzkranken in den nächsten vierzig Jahren weltweit verdreifachen, schätzen Experten des Versicherungskonzerns Allianz. Sollte in der nächsten Zeit keine Heilungsmöglichkeit gefunden werden, könnte die Zahl der Betroffenen von heute 36 Millionen auf mehr als 115 Millionen steigen. In Deutschland soll sich das Problem ebenfalls verschärfen. Heute gibt es 1,3 Millionen Demenzkranke, 2050 werden es der am Dienstag vorgestellten Prognose zufolge 2,6 Millionen sein. In Berlin sind derzeit rund 42 000 Menschen betroffen.

Demenz gibt es in verschiedensten Formen, auch die Ursachen sind vielfältig. In den meisten Fällen ist sie nicht heilbar. Bei den beiden häufigsten Formen – Alzheimer und vaskuläre Demenz – ist es bisher nur möglich, den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen.

Obwohl Demenz lange als Problem der Industrienationen galt, nimmt die Erkrankung auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern deutlich zu. So zitiert die Allianz neue Studien, denen zufolge allein in Asien 2050 knapp 61 Millionen Menschen von Demenz betroffen sein sollen. „In China werden mehr Menschen an Demenz leiden als in allen Industrieländern zusammen“, teilt das Unternehmen mit.

Die Allianz warnt auch vor den hohen volkswirtschaftlichen Kosten der Demenz: „Leistungen durch die formale plus informelle Pflege durch Angehörige könnten sich auf hochgerechnet mehr als 450 Milliarden Euro belaufen“, sagte Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise. Die Berechnung der Welt-Alzheimer-Gesellschaft berücksichtigt neben den normalen Pflegekosten auch die Opportunitätskosten, die entstehen, wenn Angehörige die Pflege übernehmen. Mehr als 70 Prozent aller Demenzkranken werden zu Hause gepflegt, manche Angehörige müssen dafür ihre Arbeitszeit reduzieren oder ihren Job ganz aufgeben.

„In westlichen Industrieländern können die Kosten für die Pflege eines Demenzkranken leicht ein jährliches Durchschnittseinkommen übersteigen“, teilt die Allianz mit. Sie zitiert Berechnungen der Alzheimer-Gesellschaft in Großbritannien, die die volkswirtschaftlichen Kosten für die Pflege eines Demenzkranken pro Jahr auf mehr als 32.000 Euro beziffert. Das Durchschnittseinkommen im Land liege bei nur rund 28.800 Euro.

Die Allianz, die als Krankenversicherung natürlich ein Interesse daran hat, dass die Gesundheitskosten so niedrig wie möglich bleiben, fordert mehr Engagement vom Staat und den Pharmaunternehmen: Dringend nötig seien „eine Intensivierung der Forschung, die Entwicklung alternativer Pflege- und Wohnformen und die Bereitstellung frühzeitiger Diagnosemöglichkeiten für Patienten“, fordert Heise.

Heute schon kommen den Berechnungen zufolge in der EU zwei Demenzpatienten auf 100 erwerbsfähige Personen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren, Mitte des Jahrhunderts sollen es schon fünf Demenzkranke sein. Neben dem Vormarsch der Krankheit begünstigt auch der Rückgang der Erwerbstätigenzahlen diese Entwicklung in Europa.

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