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Wirtschaft: Den Daten auf der Spur

An sich und seine Kunden stellt Google die höchsten moralischen Ansprüche. „Don’t be evil – sei nicht böse“, hat sich die bekannteste Suchmaschine der Welt als Motto verpasst.

An sich und seine Kunden stellt Google die höchsten moralischen Ansprüche. „Don’t be evil – sei nicht böse“, hat sich die bekannteste Suchmaschine der Welt als Motto verpasst. Datenschützer bezweifeln allerdings, dass die Betreiber der beliebten Suchmaschine diesem Anspruch immer gerecht werden. „Wir wissen definitiv nicht, was Google mit den Daten ihrer Nutzer anstellt, wir kennen nur die Oberfläche“, sagt Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein, dem Tagesspiegel. Darunter, befürchtet er, gebe es „eine riesige Zahl von Datenschutzproblemen“.

Googles Dilemma ist, dass einerseits Werbekunden das kalifornische Unternehmen lieben, weil es ihnen hilft, zielgerichtet Anzeigen zu platzieren: Kunden, die Autoreifen suchen, können sicher sein, Werbeangebote von Reparaturwerkstätten zu bekommen. Der Preis dafür, kritisieren Datenschützer, sei der „gläserne Kunde“. Auch in einschlägigen Internetforen häufen sich die Beschwerden. „Google ist überall“, klagt einer anonym, „auf meiner Startseite, in meiner G(oogle)-Mail-Box, bei meiner Desktop-Suche.“

Die Klagen kennt auch Sven Türpe vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie. „Google ist sehr intransparent“, sagt der technische Leiter des Testlabors IT-Sicherheit. Im Gegenzug zur kostenlosen Nutzung bekäme der Kunde einen Dienst, den er mit Daten statt mit Geld bezahle. „Das kann man schon machen, aber der Deal sollte fair bleiben“, sagt Türpe. Die Frage sei, ob Google das Machtgefälle zwischen Anbieter und Kunde ausnutze. Er würde nicht darauf wetten. Beim Suchservice etwa sei unklar, welche Informationen wie lange gespeichert werden.

Datenschützer in den USA haben gerade Beschwerde bei den Aufsichtsbehörden gegen die Übernahme der Online-Werbefirma Double-Click durch Google eingelegt. Sie befürchten, dass durch die Zusammenlegung zu viele Daten über das Nutzungsverhalten der Kunden in einer Hand vereinigt werden.

Ein Google-Sprecher war zu den Vorwürfen am Wochenende nicht zu erreichen. In einem „Datenschutz-Überblick“ vom Oktober 2005 räumt das Unternehmen aber ein, dass personenbezogene Kundendaten gesammelt werden. Google verwende Cookies – eine Art Identifikationsnummer, mit deren Hilfe Nutzungsgewohnheiten protokolliert werden können – und andere Technologien, „damit wir lernen, wie Sie die Google-Services nutzen“. Der Server zeichne automatisch Daten auf, wenn der Kunde die Unternehmensseiten besuche.

„Ich würde nicht generell von Google abraten, es ist ein sehr nützliches Werkzeug“, sagt IT-Experte Türpe. „Aber man sollte sich bewusst sein, dass nichts darüber bekannt ist, wie Google mit den Daten umgeht.“ pet

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