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Wirtschaft: Den Politikern voraus

Alles in allem hat sich das deutsche Wahlvolk als reifer erwiesen als die Politiker, die sich zur Wahl stellten. Die Sozialdemokraten versuchten es mit Pazifismus, der an Antiamerikanismus grenzte.

Alles in allem hat sich das deutsche Wahlvolk als reifer erwiesen als die Politiker, die sich zur Wahl stellten. Die Sozialdemokraten versuchten es mit Pazifismus, der an Antiamerikanismus grenzte. Die Konservativen schlugen eine gegen Einwanderung gerichtete Rhetorik an und die Liberalen fielen den antisemitischen Untertönen ihres stellvertretenden Vorsitzenden zum Opfer. Die PDS bot nichts als aufgewärmten Sozialismus. Sie alle wurden von den Wählern bestraft.

Ohne Blessuren gingen einzig die Grünen aus dem Rennen. Sie sind die größten Gewinner der Wahl und brachten Gerhard Schröder zurück in den Kanzlersitz. Damit ist nicht gesagt, dass sich mit Umweltthemen Stimmen gewinnen lassen. Schließlich bedienen sich die großen Parteien schon lange an den Umweltprogrammen der Grünen, was viele Beobachter ein baldiges Ende der Partei voraussagen ließ. Noch zu Beginn dieses Jahres sahen Prognosen die Grünen am Rande des Abgrunds bei unter fünf Prozent.

Zwei Dinge katapultierten die Grünen zum besten Ergebnis in ihrer Geschichte. Zum einen richteten sie ihre Kampagne auf ein Zugpferd aus, das keine der anderen Parteien zu bieten hatte: auf ihren Parteichef Joschka Fischer. In der Reihe schwacher oder unglaubwürdiger Parteiführer war er es, der herausstach, nicht die grüne Politik. Zum anderen profitierten die Grünen von den Fehltritten der anderen Parteien, die anfingen, über ihre eigenen Beine zu stolpern. Vor allem das Rennen gegen die Freien Demokraten entschieden sie für sich.

Die FDP implodierte regelrecht, als ihre Kampagne von ihrem Kernthema abdriftete: vernünftigen Wirtschaftsreformen. Um die Wähler des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen nicht zu verlieren, gab Parteichef Guido Westerwelle dem stellvertretenden Vorsitzenden Jürgen W. Möllemann freie Hand. Dessen Hang zu Kontroversen abseits der Tagesordnung haben die Partei wichtige Prozente gekostet.

Was das alles über die deutschen Wähler sagt? Vor allem, dass sie kaum eine Wahl hatten. Eine neue Studie der Unternehmensberatung McKinsey zeigt dann auch, dass die Deutschen ihren Politikern bei der Bereitschaft zu Veränderung und Reformen in vieler Hinsicht voraus sind. Alles was sie brauchen, sind die richtigen Köpfe.

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