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Wirtschaft: Der Allfinanz-Konzern: Das drittgrößte Finanzunternehmens Europas entsteht

Die Allianz wird durch die Übernahme der Dresdner Bank zum drittgrößten europäischen Finanzkonzern. Die Dresdner Bank soll in ihrer Struktur erhalten bleiben.

Die Allianz wird durch die Übernahme der Dresdner Bank zum drittgrößten europäischen Finanzkonzern. Die Dresdner Bank soll in ihrer Struktur erhalten bleiben. Der Markenname wird fortgeführt. Dies bekräftigten Allianz-Vorstandschef Hennig Schulte-Noelle und Dresdner-Bank-Vorstandssprecher Bernd Fahrholz am Montag. Spätestens im Mai werden die Münchner den Aktionären der Großbank die Übernahmeofferte unterbreiten.

Weitere Details nannten die beiden Vorstandschefs sowie Allianz-Finanzchef Paul Achleitner noch nicht. "Es handelt sich um eine Übernahme", räumte Fahrholz unumwunden ein. Im Namen der Allianz-Holding taucht der Schriftzug "Dresdner" nicht auf. Im Sommer soll die Notierung der Dresdner Bank-Aktie an der Börse beendet werden. Der Gewinn der Allianz soll durch die Übernahme in diesem Jahr um 13 Prozent steigen. Hintergrund für den Zusammenschluss seien die guten Wachstumsperspektiven im Markt der privaten und betrieblichen Altersvorsorge, sagte Schulte-Noelle. Zugleich würden durch die Steuerreform und die Abschaffung der Besteuerung von Veräußerungsgewinnen Kräfte freigesetzt, "die nur darauf warten, sich zu entfalten".

Grafik: Allianz Group auf Kundenfang

Die Allianz habe mit ihren 12 000 Agenturen und über 44 000 haupt- und nebenberuflichen Vertretern und ihren Kooperationen mit Banken zwar gute Voraussetzungen. "Aber für die Zukunft sind wir doch nicht stark genug, um das Wachstumspotential optimal ausschöpfen zu können." In der Vermögensverwaltung ist die Allianz nach den Worten von Schulte-Noelle noch unterrepräsentiert. "Auch unser Zugriff auf Bankfilialen als Vertriebswege für Fonds ist nicht ausreichend. Hier mussten wir handeln." Deshalb sei es natürlich gewesen, sich an die etablierten Verbindungen zur Dresdner Bank zu erinnern. Die Allianz hält rund 20 Prozent der Aktien, angeblich sollen es indirekt sogar bis zu 40 Prozent sein, und sie hat schon seit langem Vertriebsvereinbarungen mit der Dresdner Bank. Den gemeinsamen Marktanteil in der Vermögensverwaltung in Deutschland bezifferte der Allianz-Chef mit 15 Prozent. Weltweit betreue die neue Gruppe ein Vermögen von 1000 Milliarden Euro. "Das stellt ein kolossales Pfund für weiteres Wachstum dar." Auch Dresdner Bank-Chef Fahrholz, der gemeinsam mit seinen Kollegen Leonhard Fischer und Horst Müller in den Vorstand der Allianz-Holding rückt und dort den stellvertretenden Vorsitz übernimmt, bezeichnete die Übernahme als "richtige Antwort auf die Herausforderung der Märkte". Die neue Gruppe schaffe "Mehrwert". Das Vorhaben sei "Ausdruck einer auf Ertragssynergien ausgerichteten Wachstumsstrategie". Die Dresdner Bank soll als eigenständige Einheit bestehen bleiben und ihren Sitz in Frankfurt behalten. "Hier wird nichts aufgeteilt oder zerschlagen", sagte Fahrholz. Der vor einem Jahr beschlossene Abbau von 300 der 1150 Filialen und von rund 5000 der 50 000 Arbeitsplätze werde indes wie geplant realisiert.

Dresdner Kleinwort Wasserstein, die Investmenttochter der Dresdner Bank, soll verselbständigt und mittelfristig an die Börse gebracht werden. Die Allianz will aber die Mehrheit behalten. Fahrholz gab sich zuversichtlich, dass sich die Kulturen beider Häuser sehr gut ergänzen. Man spreche in vielerlei Hinsicht dieselbe Sprache, man habe dieselben Ziele und arbeite mit jeweils dezentralen Strukturen. "Insgesamt stehen für uns die Zeichen mit der Allianz auf grün."

Probleme mit den Wettbewerbsbehörden in Brüssel erwartet Schulte-Noelle nicht. "Es stellt sich wohl nicht die Frage, dass wir eine zu große Marktpositionen haben." Er räumte ein, dass die Allianz weiter mit der Deutschen Bank spreche. Dabei geht es derzeit offenbar um Bereiche für die Abwicklung von Bankgeschäften. "Das Gespräch über die Bank 24 und damit das Filialgeschäft ist aber beendet", sagte Schulte-Noelle.

Der Allianz-Chef trat dem Eindruck entgegen, die Dresdner Bank jetzt billig übernehmen zu können. "Wenn dies so wäre, dann hätte der Vorstand der Dresdner Bank mit Sicherheit keine Empfehlung zur Annahme des Angebotes abgegeben", sagte auch Dresdner-Bank-Vorstandsmitglied Fischer. Für je zehn Dresdner Bank-Aktien gibt es eine Allianz-Aktie sowie 200 Euro in bar. Dies entspricht einem Preis pro Aktie von 53,13 Euro und nach Angaben von Fischer einer Prämie von 20 Prozent auf den Kurs der Dresdner-Bank-Aktie. Am Montag wurde das Papier mit gut 50 Euro gehandelt.

ro

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