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Wirtschaft: Der Allianz steht ein heißer Sommer bevor

Berlin soll Pilotstandort für den Konzernumbau werden / Mitarbeiter haben Angst um ihre Stellen

Berlin - Es ist heiß in der Arena. Von außen knallt die Junisonne auf das Dach, innen treiben rund 2000 Allianz-Beschäftigte die Raumtemperatur in die Höhe. Sie alle haben den kurzen Weg von den Treptowers, in denen die Allianz-Verwaltung ihren Sitz hat, zur Veranstaltungshalle an der Spree zurückgelegt, weil sie Angst um ihre Jobs haben.

Aufgeschreckt hat sie die Ankündigung, dass der Versicherungskonzern total umgekrempelt wird. Seit Jahren verliert die Allianz Marktanteile. Jetzt sollen die Lebens-, Kranken- und Sachversicherung gebündelt werden, jeder zweite Standort wird geschlossen, knapp 5000 Stellen sollen bundesweit bis zum Jahr 2008 gestrichen werden.

Wie die neue Struktur funktioniert, soll erstmals an der Spree ausprobiert werden. Mit Erfolg hat sich Regionalchef Michael Beckord darum beworben, dass Berlin Pilotstandort für die Umstrukturierung wird. Schon ab dem 1. Juli 2007 soll im Dienstleistungsgebiet Nordost (Berlin, Leipzig) ein Teil der neuen Struktur stehen. In Leipzig werden dann telefonische Anfragen gebündelt, in Berlin soll das neue Posteinzugszentrum die gesamte Allianz-Korrespondenz sichten, scannen, klassifizieren und weiterleiten. „Es ist ein Vorteil, das Modell als Erster auszuprobieren“, sagt Beckord. Verbunden ist das jedoch mit großem Zeitdruck.

„Jeder Allianz-Beschäftigte wird von den Veränderungen betroffen sein“, warnt der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Lutz Steinhardt. Das gilt auch für Berlin, obwohl der Standort noch vergleichsweise glimpflich davonkommt. Nicht zuletzt wegen des neuen Postzentrums. Von den Allianz-Beschäftigten als „Poststelle“ verspottet, verspricht Beckord seinen Mitarbeitern dort jedoch qualifizierte Sacharbeiterjobs. 410 „Arbeitskapazitäten“ soll das Postzentrum bringen. Wie viele Stellen das sind, ist noch unklar. Bei der Allianz wird derzeit nur in „Arbeitskapazitäten“ gerechnet.

Unterm Strich werden in Berlin wahrscheinlich 173 „Arbeitskapazitäten“ wegfallen. Doch Beckord glaubt, das über Altersteilzeit und die natürliche Fluktuation lösen zu können. „Wir müssen niemanden entlassen“, sagt er, doch der Betriebsrat ist skeptisch. Am Ende stehen alle 2000 Allianzler auf, um ihrem Betriebsrat den Rücken zu stärken. In Hamburg und Hessen soll es am Mittwoch Warnstreiks geben, in Berlin wohl eher nicht. Dennoch stehen auch hier heiße Verhandlungen bevor –, die auch dann noch weitergehen werden, wenn der Sommer vorbei ist.

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