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Wirtschaft: „Der Aufschwung wird Arbeitslosen vielleicht nichts nutzen“

Herr Snower, wann kommt der Aufschwung am Arbeitsmarkt an? Es kann lange dauern, Jahre vielleicht.

Herr Snower, wann kommt der Aufschwung am Arbeitsmarkt an?

Es kann lange dauern, Jahre vielleicht. Das war schon in den achtziger Jahren so – 1982 begann die Wirtschaft stärker zu wachsen, aber erst 1986 sank die Arbeitslosigkeit. Dieses Jahr beträgt der saisonbereinigte Rückgang nur einige Zehntausend.

Die Wirtschaftsleistung wächst 2006 also um fast zwei Prozent, ohne dass die Arbeitslosen etwas davon haben?

Das ist nicht ausgeschlossen. Es ist unsicher, ob die Konjunktur wirklich so gut laufen wird. Es gibt Risiken: Die Weltwirtschaft steht auf wackligen Beinen, die Lage in den USA ist labiler geworden – ein Einbruch könnte Deutschlands Export treffen.

Was muss passieren, damit die Arbeitslosigkeit stärker sinkt?

Die Leute haben noch nicht genügend Anreize zum Arbeiten, die Hartz-Reformen waren nicht weit gehend genug. Staatliche Leistungen müssen enger an die Aufnahme einer Beschäftigung geknüpft werden. Dann finden auch gering Qualifizierte eine Stelle.

Haben wir im nächsten Winter wieder fünf Millionen Arbeitslose?

Das kommt darauf an, wie der Aufschwung verläuft. Wenn alles gut geht, wird uns die höhere Mehrwertsteuer nicht so hart treffen. Wenn nicht, haben wir in einem Jahr ebenso viele Arbeitslose wie heute. Außer, die Regierung ändert ihre Wirtschaftspolitik – dann ist alles möglich.

Dennis J. Snower (55) ist Präsident des Instituts für Weltwirtschaft und Arbeitsmarkt-Fachmann. Das Gespräch führte Carsten Brönstrup.

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