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Wirtschaft: Der Bananenstreit

Bei der Bananen-Einfuhr in die Europäische Union sind Brüssel und Washington schon seit Jahren im Streit.Die EU will die Produzenten ihrer Übersee-Partnerstaaten vor der übermächtigen Konkurrenz aus Lateinamerika schützen, wo große US-Gesellschaften wie United Fruit und Dole engagiert sind.

Bei der Bananen-Einfuhr in die Europäische Union sind Brüssel und Washington schon seit Jahren im Streit.Die EU will die Produzenten ihrer Übersee-Partnerstaaten vor der übermächtigen Konkurrenz aus Lateinamerika schützen, wo große US-Gesellschaften wie United Fruit und Dole engagiert sind.1993 beschloß die EU gegen den Widerstand Deutschlands ein komplexes Kontingentierungssystem mit unterschiedlichen Zollsätzen, mit dem Brüssel de facto Obergrenzen für die Einfuhr der beliebten Südfrucht aus dem Dollar-Raum festgelegt hat.Die Europäer haben sich damit den Zorn der USA zugezogen, die auf die Regeln des freien Wettbewerbs pochen.

Die als Schiedsstelle angerufene Welthandelsorganisation (WTO) gab bereits mehrfach Klagen der USA recht: Die Bananenmarktordnung benachteiligt demnach die Produzenten aus Mittel- und Südamerika.Die EU-Kommisson schlug daraufhin im vergangenen Jahr vor, den Exportländern, die in Konkurrenz zu den EU-Partnern in Afrika, der Karibik und dem Pazifik (AKP) stehen, ab 1999 mehr Einfuhren zuzubilligen.Aus Sicht der USA war auch dies zu wenig; Washington sprach von "Kosmetik" und ging erneut vor die WTO, diesmal mit deftigen Strafzöllen in der Hinterhand.

Der AKP-Gruppe, mit der die EU seit 1975 durch das Abkommen von Lomé und mehrere Folgeverträge verbunden ist, gehören 71 Entwicklungsländer an, vor allem ehemalige Kolonien Frankreichs und Großbritanniens.Zudem schützt die EU auch die Produzenten in den französischen Überseegebieten und den zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln vor den preisgünstigen Angeboten der Wettbewerber jenseits des Atlantiks.

Die neue Bananenmarktordnung, auf die sich die EU-Agrarminister auf Druck der WTO nach hartem Ringen und gegen deutschen Widerstand im Juni verständigt hatten, sieht vor, daß statt bisher 2,2 Mill.ab 1999 2,553 Mill.Tonnen "Dollar-Bananen" aus Ländern wie Ecuador, Costa Rica und Kolumbien zum Zollsatz von 75 Ecu (rund 150 DM) pro Tonne in die EU eingeführt werden dürfen.Für "Neuankömmlinge" aus Lateinamerika wird der Anteil am Gesamtkontingent von derzeit 3,5 auf acht Prozent erhöht.Die AKP-Staaten dürfen weiterhin 857 700 Tonnen zollfrei importieren.Der jüngste WTO-Spruch brandmarkt auch diese Kontingentierung als Bruch internationaler Handelsregeln.

Die Bundesregierung hatte jahrelang versucht, die Bananenmarktordnung zu verhindern.Die deutschen Importeure hatten bereits im Vorfeld der neuen Einfuhrregeln vor einem noch größeren Gerangel um Zölle, Lizenzen und Quoten gewarnt.Die Bananen-importe nach Deutschland sinken bedingt durch den Handelsstreit seit Jahren.Zuletzt nahmen die Einfuhren 1998 um 4,2 Prozent auf 1,02 Mill.Tonnen ab.Die Bananenmarktordnung hat den Endverkaufspreis für die gelbe Frucht deutlich steigen lassen.Nach Angaben deutscher Importeure, die ihrerseits gegen die Bananenmarktordnung klagen, könnten die Bananen in Deutschland um rund eine D-Mark pro Kilogramm billiger verkauft werden, wenn die Bananenmarktordnung abgeschafft würde.

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