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Wirtschaft: Der Betriebsrat wird laut

Arbeitnehmervertreter fordern Rücknahme der Sparpläne – und der Chef schreibt an die Mitarbeiter

Frankfurt am Main/Berlin - Rund zwei Monate nach der Ankündigung der Deutschen Bank, in Deutschland Stellen abzubauen, hat jetzt der Betriebsrat Vorstandssprecher Josef Ackermann öffentlich aufgefordert, die Kürzungspläne zurückzunehmen. Die durch Ackermanns Ankündigungen ausgelöste Debatte über die Verantwortung von Unternehmen sei „notwendig und überfällig“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Leo Wunderlich am Donnerstag nach einer Sitzung des Gremiums in Köln.

In der kommenden Woche soll nach Angaben der Gewerkschaft Verdi zunächst ein Spitzengespräch des Gesamtbetriebsrats mit Ackermann und Personalvorstand Tessen von Heydebreck geführt werden. Vorher gebe es keine Verhandlungen über die Umsetzung der Stellenkürzungen, sagte Wunderlich.

Die Arbeitnehmer hätten bereits Ende November 2004 in einem offenen Brief die Maßnahmen kritisiert, sagte Wunderlich. In dem Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt, hatte der Betriebsrat den „kräftigen Arbeitsplatzabbau“ zur Steigerung des Gewinns als „unmoralisch und unverantwortlich“ bezeichnet. In der Öffentlichkeit sei dies nicht zu vertreten. „Die Deutsche Bank ist kein Sanierungsfall.“ Als Antwort erhielt der Betriebsrat damals eine „nichts sagende Antwort“ Ackermanns, so die Gewerkschaft Verdi. Ackermann antwortete damals: „Unseren Weg zur Stärkung der Bank (...) müssen wir (...) konsequent fortsetzen. Bei allen nun anstehenden Gesprächen (...) müssen auch zukünftig alle möglichen kostensenkenden Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Dabei bedarf es an Flexibilität auf allen Seiten.“

In der Nacht zum Donnerstag hatte Ackermann in einem Brief (siehe nebenstehende Abbildung) mildere Töne angeschlagen und um Verständnis geworben. In der deutschen Öffentlichkeit sei es zu einer Reihe kritischer, vielfach auch unangemessener Äußerungen zur Deutschen Bank gekommen, schreibt der Bankchef. „Die Entscheidung, Stellen zu reduzieren, ist uns nicht leicht gefallen. Die Mitarbeiter der Deutschen Bank begrüßten den Brief, kritisierten allerdings, dass er erst so spät gekommen sei. „Die Kunden haben schon zu Wochenbeginn gefragt, da standen wir allein im Regen“, so der Tenor.

Unterstützung erhielt Ackermann am Donnerstag von Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp. Der nannte Ackermann einen international anerkannten Fachmann. Mit Blick auf die weltweite Konkurrenz unter den Banken sagte er, die Deutsche Bank wäre gut beraten, ihr Ertragsniveau deutlich zu steigern. Die Deutsche Bank ist größter Aktionär von Daimler-Chrysler.

Auch der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Banken (BdB), Manfred Weber, äußerte Verständnis für Ackermann und kritisierte die Politik. Im „Deutschland Radio Berlin“ sagte Weber: „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es am Aschermittwoch der Politik wohlfeil war, den Banken etwas vorzuhalten, auch um von eigenen Versäumnissen abzulenken. Der Staat hat im Prinzip im Bankgeschäft nichts verloren.“ Im internationalen Wettbewerb lägen deutsche Banken noch „weit, weit zurück“. Erneute Stellenstreichungen seien nicht ausgeschlossen.

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