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Wirtschaft: Der Börsenauftritt bringt mehr als nur Kapital Gang aufs Parkett fördert

FRANKFURT .Die Zahl der Softwareanbieter, -Dienstleister und Systemhäuser, die sich am Neuen Markt der Frankfurter Wertpapierbörse tummeln, wächst ständig.

FRANKFURT .Die Zahl der Softwareanbieter, -Dienstleister und Systemhäuser, die sich am Neuen Markt der Frankfurter Wertpapierbörse tummeln, wächst ständig.Allein in diesen Tagen geben mit Tria, IDS Scheer und Infor drei Unternehmen der Branche ihr Börsendebüt.Hinter dem Ansturm steht nicht allein die Notwendigkeit, sich Kapital zu beschaffen.In einer Branche, die unter akutem Personalmangel leide, eröffne der Börsengang vielmehr auch neue Wege, um Mitarbeiter anzuwerben und an sich zu binden.Die Unternehmen setzen dabei auf den Reiz einer Gewinnbeteiligung und auf den Werbeeffekt.

"Ein börsennotiertes Unternehmen wirkt nicht nur auf Kunden, sondern auch auf potentielle Mitarbeiter besonders sexy", sagt Tino Böhler von Brain International.Das seit Anfang März am Neuen Markt notierte Softwarehaus konnte seit Jahresanfang seine Mitarbeiterzahl um rund 200 auf mehr als 1000 erhöhen."Auf der Cebit haben wir gemerkt, daß die Börsennotierung uns ein ganz neues Standing beschert hat." Im Vergleich zum Vorjahr sei das Interesse der Messebesucher merklich gewachsen.

In Deutschland fehlten 1998 nach Angaben des Fachverbandes Informationstechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau rund 75 000 Informatiker.In den Vereinigten Staaten ist die Lage nach Ansicht von BHF-Analystin Leigh Ann Kitell noch prekärer.Dort haben die Informatiker ihrer Einschätzung nach nicht nur ein ausgeprägteres Gefühl für den eigenen Marktwert, sondern auch mehr Sinn für Wertpapiere."Deutsche Unternehmen, die in die USA gehen, bekommen ohne Aktienoptionsprogramme nur schwer einen Fuß auf den Boden."

Der Walldorfer Branchengigant SAP veränderte kürzlich die Bedingungen seines Programmes zur Mitarbeiterbeteiligung, um die Beschäftigten künftig voll an möglichen Kurssteigerungen teilhaben zu lassen.Bei der Brain AG, deren Mitarbeiter durch die Ausgabe von Aktien zu einem Sonderpreis am Börsengang profitierten, ist nach Angaben Böhlers ein weitergehendes Beteiligungskonzept in Arbeit.Auch bei den Börsenneulingen IDS Scheer und SVC ist die Beteiligung der Mitarbeiter durch Schuldverschreibungen Bestandteil des Emissionskonzeptes.

Tatsächlich fällt qualifizierten IT-Kräften, die per Aktienoptionsprogramm an ihrem Unternehmen beteiligt sind, der Wechsel oft schwer.Scheiden sie vor dem Einlösetermin aus dem Betrieb aus, verfallen ihre oft sehr lukrativen Aktienkaufrechte."Das kann die Gehaltsforderungen kräftig in die Höhe treiben", sagt Joachim Stein, Personalberater bei der Frankfurter Agentur Kienbaum & Partner.Stein hält Aktienoptionsprogramme deshalb für ein sehr intelligentes Konzept, um Mitarbeiter langfristig an ein Unternehmen zu binden.

Wie wichtig die Mitarbeitertreue gerade für mittelständische Software-Unternehmen ist, betont Branchenexperte Peter Thilo Hasler von der HypoVereinsbank: "Bereits ein Mitarbeiter, der seinen Hut nimmt, kann einen Verlust von Know-how bedeuten, der für ein kleines Unternehmen kritisch werden kann." Auf lange Sicht bleiben nach Ansicht von BHF-Analystin Kitell nur die IT-Unternehmen eigenständig, die auch an der Börse notiert sind.Die Kette der Erstnotierungen wird deshalb nach Haslers Einschätzung vorerst nicht abreißen: "Wer es sich leisten kann, wird weiter den Gang an die Börse wagen."

ANNA TRÖMEL (MAIN)

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