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Wirtschaft: Der Dax schafft die 7000 Punkte

Experten erwarten einen langfristigen Aufwärtstrend. Kurzfristig könnte es aber nach unten gehen

Berlin - Der Deutsche Aktienindex (Dax) hat am Mittwoch zum ersten Mal seit sechseinhalb Jahren die Marke von 7000 Punkten übersprungen. Kurz nach Börseneröffnung am Morgen notierte er bei 7005 Punkten. Später am Tag gab er die Gewinne zwar wieder ab, langfristig bleiben die meisten Experten trotzdem optimistisch. Der Aufwärtstrend, der nun schon seit fast vier Jahren anhält, werde sich fortsetzen.

„Es gibt zwei starke Treiber des Aktienmarkts: die Übernahmefantasien und die starken Dividendenerhöhungen der Unternehmen“, sagte Robert Halver, Aktienstratege bei Vontobel Asset Management. Da festverzinsliche Wertpapiere angesichts des niedrigen Zinsniveaus derzeit keine Alternative seien, glaubt er auch in Zukunft an einen starken Aktienmarkt. „Es geht weiter aufwärts“, sagte Halver, „allerdings nicht so vollmundig wie bisher.“ Er hat ein Aufwärtspotential von fünf bis sieben Prozent errechnet.

Als Grund für den Optimismus sehen Experten unter anderem die weiter steigenden Gewinne bei den deutschen Konzernen. Antreiben dürfte den Markt aber auch das viele Geld, dass die Investoren zur Verfügung haben. „Nicht nur die Privatanleger, auch viele institutionelle Investoren stehen noch an der Seitenlinie und warten auf den Einstieg“, sagte Christian G. Liste von der Privatbank Delbrück Bethmann Maffei. Auch er sieht langfristig ein grundsätzlich positives Umfeld, erwartet aber mittelfristig eine Abwärtsbewegung. „Wir werden bis März eine feste Börse haben“, sagte Liste, im Frühling rechnen wir aber mit einer Konsolidierung.“ Diese könne durchaus acht bis zehn Prozent betragen. „Der Markt muss einfach mal ausatmen“, sagte Liste mit Blick auf die seit Mai 2006 steigenden Kurse. Ein Grund zu Panik sei das allerdings nicht. Die Unternehmen seien immer noch moderat bewertet. „Es gibt noch keine irrationale Übertreibung“, meint Liste. „Es ist noch Luft nach oben.“

Doch es gibt auch Skeptiker, die das Ende des Dax-Anstiegs bereits erreicht sehen und vor einer längerfristigen Korrektur warnen. „Eine solche Phase mit langen Kurssteigerungen, wie wir sie derzeit erleben, schreit geradezu nach einer Konsolidierung“, sagte Markus Reinwand, Aktienstratege der Landesbank Hessen -Thüringen (Helaba). Er betont vor allem die Risiken: Der Gewinnzyklus der Unternehmen sei in einer späten Phase. „Die positiven Überraschungen werden seltener“, sagte Reinwand. Dies gelte auch für die Zinsentwicklung , auf die die Börsianer besonders gründlich schauen.

Wie solche Risiken aussehen, konnten die Anleger schon mal am Mittwochnachmittag erfahren. Als das US-Arbeitsministerium gegen 14 Uhr 30 deutscher Zeit mitteilte, dass die amerikanischen Verbraucherpreise um 0,2 Prozent gestiegen sind, da rauschten die Aktienmärkte binnen Minuten um fast 50 Punkte nach unten. Der Grund: Die Analysten hatten nur mit einem Preisanstieg von 0,1 Prozent gerechnet. Die leicht stärkere Teuerungsrate schürt nun die Ängste, die amerikanische Notenbank Fed könnte die Leitzinsen doch nicht so schnell senken wie bisher gehofft. „Das Warten auf die Zinssenkung in den USA könnte länger dauern als gedacht“, meint Experte Halver. Trotzdem hält er nichts davon, jetzt zu zögern. „Abwarten ist zu gefährlich“, meint Halver. „Wer Anlegebedarf hat, sollte es jetzt machen. Er darf aber auch nicht traurig sein, wenn es mal nach unten geht.“

Stefan Kaiser

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