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Wirtschaft: Der deutsche Marktführer positioniert sich rund um den Globus

Bosch-Siemens Hausgeräte wollen auf den US-Markt / Milliardenakquisition geplant / Neue Umweltgesetze lassen Europäer hoffenVON THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANNBei Geschirrspülern und Waschmaschinen ist die Welt in Bewegung."Fünf bis sechs große Weiße-Ware-Konzerne werden weltweit in Zukunft die Spielregeln diktieren," schätzt der Vorstandschef der Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH (BSH), Herbert Wörner.

Bosch-Siemens Hausgeräte wollen auf den US-Markt / Milliardenakquisition geplant / Neue Umweltgesetze lassen Europäer hoffenVON THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

Bei Geschirrspülern und Waschmaschinen ist die Welt in Bewegung."Fünf bis sechs große Weiße-Ware-Konzerne werden weltweit in Zukunft die Spielregeln diktieren," schätzt der Vorstandschef der Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH (BSH), Herbert Wörner.BSH will an führender Stelle mit von der Partie sein.Dazu positioniert sich der deutsche Marktführer schrittweise rund um den Globus.In Europa steht ein funktionierender Fertigungsverbund von Spanien bis Polen.Ähnlich ist die Lage in Lateinamerika.Mit den jungen Werken in China will Wörner Südostasien erobern.Nur in den USA war BSH bis vor kurzem ein kleiner Importeur.Bislang waren die USA als größter Markt für Haushaltsgeräte neben Europa technologisch abgeschottet.Bei Haushaltsgeräten, die wie Geschirrspüler und Waschmaschinen Wasser brauchen, arbeiten US-Hersteller mit direkter Warmwasserzufuhr.In Europa schließt man dagegen an kaltes Wasser an, das im Gerät erwärmt wird.Das macht die Technik teuerer, aber den Betrieb billiger und umweltfreundlicher.Letzteres war in den USA bislang kaum ein Verkaufsargument.Das galt auch für stromsparende Herde oder FCKW-/FKW-freie Kühlschränke europäischer Bauart.Unter dem Strich seien Haushaltsgeräte aus Europa im Schnitt rund 30 Prozent teuerer, schätzt Wörner. Nun ändert sich die Lage.Von 1998 an fordert der US-Gesetzgeber niedrigeren Strom- und Wasserverbrauch.BSH hört die Stunde der Europäer schlagen.Mit Geschirrspülern ist BSH in den USA gestartet, erläutert Geschäftsführer Hans-Peter Haase.Bei diesem Produkt reklamiert BSH weltweit die Führungsposition.In North Carolina ging Mitte Juni das erste US-Werk der Deutschen in Betrieb, es soll zunächst 200 000 Geschirrspüler pro Jahr produzieren.1996 wurden US-weit 4,8 Mill.Spüler verkauft. Zwar dürfte der US-Markt für Haushaltsgeräte ähnlich wie in Westeuropa künftig nur mit zwei bis drei Prozent wachsen.BSH setzt dort bislang nur rund 110 Mill.DM pro Jahr um.Angesichts eines US-Marktvolumens von rund 40 Mrd.DM ist das ein Klecks.Das neue Werk soll die BSH-Zahlen sprunghaft nach oben treiben.Zudem ist es "sicher, daß es nicht bei Geschirrspülern bleiben wird," bekräftigt Wörner.Neben dem Vertrauen auf deutsche Technologie haben die BSH-Manager ein weiteres Eisen im Feuer.Sie bieten mit um den US-Küchengerätehersteller Amana.Der setzte zuletzt mit 8000 Beschäftigten 2,6 Mrd.DM um, hält 6,5 Prozent Marktanteil und ist profitabel.Amana gilt als Edelmarke und ist kleinste unter den fünf dominierenden Haushaltsgerätebauern der USA.Dennoch hätte BSH dort damit über Nacht eine starke Position.Zudem würde der Erwerb BSH mit zuletzt knapp neun Mrd.DM Umsatz global zur Nummer drei der Branche machen.Weltmarktführer sind derzeit Schwedens Electrolux und der US-Konzern Whirlpool mit je 13 Mrd.DM Umsatz.Dahinter rangieren Matsushita mit elf Mrd.DM und General Electric mit zehn Mrd.DM vor BSH.Ob es zum Amana-Deal kommt, ist aber wegen starker Mitbieter fraglich.Der US-Rüstungskonzern Raytheon will sich als Verkäufer Zeit lassen.Spekuliert wird über einen Preis von über einer Mrd.DM. Wörner schweigt dazu.Unabhängig vom Ausgang des Pokers will er das US-Geschäft "mit Nachdruck aufbauen" und so die globale BSH-Präsenz abrunden.Angesichts eines seit Jahren schrumpfenden Inlandsmarkts verbunden mit anhaltenden Preisverfällen von im Schnitt zwei bis drei Prozent, sind Zuwächse nur noch im Ausland zu erzielen, schätzen Wörner und Haase.Für die kommende Nachfrage in Boomregionen wie Lateinamerika und Asien fühlen sie sich gerüstet.Notfalls werden weitere Werke in Südostasien bebaut.Die deutsche Belegschaft profitiert davon nicht.An den derzeit rund 17 500 Stellen im Inland soll sich auf Sicht trotz des geplanten Wachstums nichts ändern.Nauen, nördlich von Berlin, sei hierzulande die letzte Großinvestition gewesen.Allerdings wird auch nicht abgebaut, wie zuletzt beim Konkurrenten AEG, der nochmals 1500 Arbeitsplätze in Deutschland streicht.BSH ist offenbar als einziges deutsches Unternehmen der Branche in der Lage, in der Weltspitze mitzuspielen, ohne hierzulande Federn zu lassen.

THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

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