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Wirtschaft: Der Euro-Enthusiasmus

Hat Europa jetzt die richtige Mischung aus Währungsstrategie und Steuerpolitik gefunden? Von der Europäischen Zentralbank gingen seit langem hoffnungsvolle Impulse aus, und jetzt spielen auch die europäischen Regierungen mit.

Hat Europa jetzt die richtige Mischung aus Währungsstrategie und Steuerpolitik gefunden? Von der Europäischen Zentralbank gingen seit langem hoffnungsvolle Impulse aus, und jetzt spielen auch die europäischen Regierungen mit. Plötzlich kommt so etwas wie Euro-Enthusiasmus auf – die Währung erholt sich spürbar im Verhältnis zum Dollar. Um den Anstieg des Euro ranken sich diverse Theorien. Eine davon sieht die amerikanischen Bilanzierungsskandale, zuletzt im Fall WorldCom, als Auslöser der Euro-Stärke. Doch die Erklärung ist nicht zwingend, denn die US-Wirtschaft ist keineswegs von Betrug und Skandalen durchsetzt. Aus Tiefpunkten konnte sie bislang stets lernen und kam noch nach jeder Krise gestärkt zurück, man denke nur an das Kredit-Debakel der späten achtziger Jahre. Es ist vielmehr denkbar, dass sich die einst Amerika-Begeisterten unter den Investoren nach saftigeren Weiden umschauen und dabei auf Europa gestoßen sind. Abwegig ist dies nicht, denn schließlich deuten die Wahlsiege der Mitte-Rechts-Regierungen auf eine generelle Trendwende hin in Europa hin: Nach dem sozialistischen Regierungsstil, der die Politik seit einem halben Jahrhundert dominierte, scheint in Euroland der Thatcherismus auf dem Vormarsch. Dass der Euro nicht lediglich vom schwächelnden Dollar profitiert, zeigt sich im Übrigen auch in seiner Erholung gegenüber dem britischen Pfund und dem Yen. Debatten darüber, ob der Euro „aus eigener Kraft“ gewonnen hat, führen indes nicht weiter. Wichtig ist allein, dass die Einheitswährung den Thatcherismus beflügelt, indem er die Unternehmen neuem Wettbewerb aussetzt. Damit müssen die Regierungen Regelungs- und Steuerschranken abbauen, wollen sie die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft erhalten.

Die Europäische Zentralbank und ihr Präsident Wim Duisenberg haben ihren Teil dazu beigetragen. So mancher europäische Finanzminister wollte Duisenberg in der vergangenen Zeit zu einer Zinssenkung bewegen, um Kredite für die Regierungen zu verbilligen. Doch Duisenberg blieb stur. Trotz des 25-prozentigen Verfalls des Euro gegenüber dem Dollar hielt er so die Inflation stabil bei zwei Prozent. Und: Durch seine Erholung wird der Euro zudem wieder zur attraktiven Währung für Staatsreserven.

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