zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Der Euro fällt dem Export weiter zur Last

Auch ein gesunkener Kurs entspannt die Lage nicht – Absicherungsgeschäfte werden teurer

Berlin (mot). Der teure Euro wird auch in den kommenden sechs Monaten der deutschen Exportwirtschaft zur Last fallen. Eine Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter 278 Finanzanalysten ergab, dass die Experten trotz des zuletzt gesunkenen Kurses erhebliche Einbußen bei den Unternehmensgewinnen erwarten. Vor allem die Fahrzeughersteller, der Maschinenbau und die Chemiebranche, die häufig in den Dollarraum exportieren und ihre Vorprodukte im Euroraum beziehen, seien betroffen, gab das ZEW am Dienstag bekannt. Unternehmen aus Branchen, die ihre Waren und Dienstleistungen überwiegend im Euroraum verkaufen – die Versorger, Baufirmen oder die Versicherer – leiden nach Einschätzung der Befragten hingegen am wenigsten unter dem Wechselkurs.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,2276 (Montag: 1,2353) Dollar fest. Am Abend notierte der Euro bei 1,2327 Dollar. Mitte Februar hatte der Euro noch mehr als 1,28 Dollar gekostet. Im vergangenen Jahr war er gegenüber dem Dollar um mehr als 20 Prozent aufgewertet worden. Für die kommenden sechs Monate sagen die vom ZEW befragten Experten einen Kurs von durchschnittlich 1,2350 Dollar voraus – also keine nennenswerte Steigerung. Gleichwohl rechnen sie mit deutlich größeren Belastungen für die Unternehmen als in der Vergangenheit. Der Grund: Wechselkursrisiken lassen sich langfristig nur sehr schwer absichern, weil sich keine Vertragspartner finden. „In der Regel sind Absicherungen bis zu einem Jahr möglich“, sagte Volker Kleff vom ZEW. Unternehmen, die ihre Exportgeschäfte in den USA zum Beispiel bis heute zu einem niedrigeren EuroKurs abgeschlossen haben, müssen künftig zu einem inzwischen gestiegenen Kurs-Niveau neue Absicherungen vornehmen, wenn die alten auslaufen. „Diese schlechteren Konditionen schlagen auf die Gewinne durch“, sagt Kleff. Es sei eher unwahrscheinlich, dass sich viele Unternehmen zu günstigen Konditionen gegen den derzeit hohen Euro-Kurs abgesichert hätten. Sollte der Euro höher steigen als von den Experten erwartet, plädiert nur gut ein Drittel der befragten Finanzanalysten dafür, dass die EZB intervenieren soll, indem sie Euros in beliebiger Höhe gegen US-Dollars am Devisenmarkt verkauft. Die Befürworter sprachen sich im Schnitt für eine Intervention ab einem Euro-Kurs von 1,32 Dollar aus.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false