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Wirtschaft: Der Euro ist keine Jobmaschine

Wissenschaftler warnen vor übertriebenen Erwartungen BERLIN (olm).Die Stimmen mehren sich, die dem Euro die Kraft absprechen, kurzfristig für eine spürbare Entlastung auf dem Arbeitsmarkt zu sorgen.

Wissenschaftler warnen vor übertriebenen Erwartungen BERLIN (olm).Die Stimmen mehren sich, die dem Euro die Kraft absprechen, kurzfristig für eine spürbare Entlastung auf dem Arbeitsmarkt zu sorgen.Als Fazit einer Podiumsdiskussion für die Perspektiven der künftigen Beschäftigungsentwicklung warnte Wolfgang Franz vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim, am Freitag vor übertriebenen Erwartungen.Die neue Einheitswährung werde wohl nicht zur europäischen Jobmaschine, sagte der Wissenschaftler auf einem Wirtschaftsforum im Rahmen der 50-Jahr-Feier der Freien Universität (FU) am Freitag in Dahlem.Franz vertraut eher den Kräften des europäischen Binnenmarktes, die auf neue Arbeitsplätze hoffen ließen.Viel werde jetzt davon abhängen, wie die Wirtschaftspolitik einschließlich der Lohnpolitik auf künftige Herausforderungen reagiere.Von einer europaweiten Harmonisierung der Lohnstrukturen hält Franz wenig.Nationale Lohnpolitik könne jedoch helfen, künftige konjunkturelle Störungen aufzufangen.Voraussetzung dafür sei eine noch größere Flexibilität bei den Flächentarifen und den Tarifpartnern.Lohnpolitiker könnten nicht darauf vertrauen, daß eine Zentralbank überhöhte Abschlüsse monetär alimentiere, sagte Franz.Allerdings hätte die deutsche Lohnpolitik diese Option vor dem Hintergrund einer auf Stabilität ausgerichteten Bundesbank auch in der Vergangenheit nie gehabt.So sei es eher unwahrscheinlich, daß von der Währungsunion ein zusätzlicher Disziplinierungsdruck auf die Tarifparteien ausgehe.Auch Horst Tomann, Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der FU, erteilt einheitlichen Lohnsteigerungsraten als mögliches Ergebnis einer europaweit koordinierten Lohnpolitik der Gewerkschaften eine deutliche Absage.Ein solches lohnpolitisches Regime, so Tomann, wäre angesichts der noch existierenden großen Unterschiede im Produktivitätsniveau und in der Produktivitätsentwicklung nicht zu stabilisieren.Wie Franz ist Tomann der Auffassung, daß Lohnpolitik in der künftigen Währungsunion vornehmlich als Anpassungsinstrument "zur Reaktion auf reale Schocks" anzusehen ist und damit als Verantwortliche für das Beschäftigungsniveau an Bedeutung verliert.In seinen Thesen warnt Tomann auch vor einer koordinierten Lohnpolitik mit stabilitätspolitischer Zielrichtung.Entsprechende Versuche in den USA mit festgelegten Lohnleitlinien wie auch die konzertierte Aktion in Deutschland seien gescheitert.Nur in kleineren Volkswirtschaften wie Österreich oder den Niederlanden sei es bisher gelungen, Lohnpolitik dem Stabilisierungsziel unterzuordnen.Um Beschäftigung in Deutschland zu sichern, hält Wolfgang Franz die in Form von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen unternommenen Anstrengungen, gerade Problemgruppen zu helfen, weiterhin für richtig.Das koste zwar viel Geld, müsse aber unter dem Gesichtspunkt fehlender Alternativen gesehen werden.Die Folgen fehlender Arbeitsmarktpolitik seien steigende Kriminalität und eine Zunahme rechtsradikaler Tendenzen in Deutschland, sagte Wolfgang Franz.

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