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Wirtschaft: Der Euro macht das Leben bunter

"Der Countdown läuft - Der Euro kommt". Bis zum Jahreswechsel beleuchtet der Tagesspiegel jeweils am Sonnabend mit Berichten, Reportagen, Interviews und Standpunkten die verschiedenen Aspekte der Euro-Bargeldeinführung.

"Der Countdown läuft - Der Euro kommt". Bis zum Jahreswechsel beleuchtet der Tagesspiegel jeweils am Sonnabend mit Berichten, Reportagen, Interviews und Standpunkten die verschiedenen Aspekte der Euro-Bargeldeinführung.

Bald ist der Euro greifbar und nicht nur auf Kontoauszügen sichtbar. Die Banken und Supermärkte bunkern ihn bereits für den 1. Januar. Aber was ist eigentlich auf den Banknoten und Münzen zu erkennen? Während die neuen Geldscheine mit Darstellungen von Brücken, Toren und Fenstern identisch sind - unabhängig vom Land, in dem sie gedruckt wurden und ab 1. Januar 2002 umlaufen - haben die zwölf Euroländer das Privileg, Münzen mit nationalen Motiven zu prägen. Genauer gesagt, mit eigenständigen Rückseiten, denn bei allen acht Werten zwischen einem Cent und dem Zwei-Eurostück stimmen die Vorderseiten vollkommen überein. Auf ihnen kann man neben den großen Wertziffern entweder den Globus mit der Sicht auf Europa, Afrika und Asien (1, 2 und 5 Cent) beziehungsweise die zwölf Euroländer erkennen (10, 20 und 50 Cent sowie 1 und 2 Euro).

Zum Thema Online Spezial: Der Euro kommt - Infos zur Währungsumstellung Zu diesen einheitlichen Wertseiten kontrastieren die Rückseiten, für die in den jeweiligen Ländern die am besten geeigneten, allerdings nicht immer die schönsten Entwürfe ausgewählt worden waren. Entscheidend für die Regierungen war die schnelle Erkennbarkeit der Münzen. Dies ist bei den deutschen Cent- und Eurostücken nicht schwierig. Die kleinen Werte zeigen Blätter der "deutschen" Eiche, die mittleren Stücke das Brandenburger Tor und die beiden höchsten Nominale einen etwas dicklichen Bundesadler. Zwölf Europasterne umschließen jedes Rückseitenmotiv.

Das ist auch bei den Rückseiten der anderen Länder des europäischen Währungsverbundes so. Spanische, niederländische, belgische und luxemburgische Euros beispielsweise zeigen königliche Bildnisse. Österreich setzt an diese Stelle einen Mozartkopf. Irland ist mit einer Harfe dabei, und Italien hat sich für den Mann mit ausgebreiteten Armen entschieden, gezeichnet von Leonardo da Vinci. Frankreich mag es auch historisch. Auf den Euros wird die Säerin, ein Motiv aus dem 19. Jahrhundert, neu belebt. Ein anderes Motiv zeigt einen Baum im Sechseck und das Motto aus Revolutionszeiten "Liberté, Égalité, Fraternité". Finnland, Irland, Luxemburg und Portugal bedienen sich ihrer Wappen oder zeigen landestypische Tiere. Dass Griechenland schon in vorchristlicher Zeit völkerverbindende Münzen besaß - die Tetradrachmen aus Silber mit der Eule von Athen -, zeigen griechische Euromünzen. Der heilige Vogel mit runden Augen und einem Ölzweig verleihen edles Aussehen.

Mit einiger Übung wird man erkennen, welche Münze zu welchem Land gehört. Nicht in jedem Fall ist das Land angegeben. Es ist damit zu rechnen, dass in Ladenkassen und Geldbörsen über kurz oder lang auch Münzen aus anderen Euroländern klappern, die von Reisen mitgebracht werden oder auf anderem Wege hereinströmen. Denn alle gelten unabhängig von ihrer Herkunft in sämtlichen Euroländern. Lediglich die Gedenkprägungen aus Silber und Gold besitzen nur in denjenigen Ländern Kaufkraft, in denen sie hergestellt wurden.

Schaut man sich die Münzen genauer an, dann fallen unterschiedliche Farben auf. Die kleinsten Stücke schimmern kupferbraun, die mittleren glänzen golden, und die beiden Euromünzen bestehen aus zwei verschiedenen Metallen. Solchen Bimetallmünzen wird hohe Fälschungssicherheit, weil man sie nur mit hohem technischen Aufwand herstellen kann. In Deutschland sind sie ein Novum. Das Ein-Eurostück hat einen silberfarbigen Nickelkern, auch Pille genannt, darum ist ein aus Nordic Gold bestehender Ring gelegt. Umgekehrt ist zur besseren Unterscheidung die Reihenfolge beim Zwei-Eurostück. Hier glänzt die Pille goldfarbig, während der Ring silberfarbig ist. Ganz aus dem Rahmen fällt das Zwanzigcentstück, eine sehr gängige Münze, der man runde Einbuchtungen verpasst hat. Die so genannte spanische Blume soll die Erkennbarkeit erleichtern.

Bei den Euromünzen wurde leider auf Punkte in Blindenschrift verzichtet, wie man sie bei einigen modernen Münzen als Identifizierungshilfe schon hat. Dafür aber zeichnen die Münzanstalten mit ihren traditionellen Kennbuchstaben. So ist es möglich, die Herkunft jeder einzelnen Münze schnell festzustellen. Wie bei den bisherigen deutschen Münzen geben sich auch bei den Cent- und Eurostücken die Prägeanstalt Berlin mit dem "A", die in München mit dem "D", in Stuttgart mit dem "F", in Hamburg mit dem "J" und in Karlsruhe mit dem "G" zu erkennen. Auf eine zusätzliche nationale Markierung wie ein "D" für Deutschland wurde verzichtet.

Vor einigen Jahren gab es bei den Europasternen eine Panne. Die probeweise in Berlin geprägten Münzen hatten Sterne, die nicht senkrecht stehen wie auf der Europafahne, sondern sich um ihre Achse drehen und daher aus der Reihe tanzen. Der Fehler wurde bald bemerkt, die ganze Auflage vernichtet. Sollte ein Stück übrig geblieben sein, wird es bei Raritätenjägern heiß begehrt sein. Solche Fehlprägungen hat es immer gegeben, warum nicht auch bei Euromünzen?

Helmut Caspar

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