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Wirtschaft: DER EURO-RETTER

Mario Draghi führt die Europäische Zentralbank.

Der Mann ist gerade mal zwei Monate im Amt, sein Vorgänger ist schon fast vergessen. Zwei Mal hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) unter der Leitung von Mario Draghi in den vergangenen Wochen den Leitzins gesenkt. Und weitere großzügige Stützungsprogramme für die Banken beschlossen. Angeregte Diskussionen gibt es dabei im 36. Stock des Eurotowers am Frankfurter Willy-Brandt- Platz. „Es war eine lebendige Debatte“, räumte Draghi Anfang Dezember nach der Sitzung des EZB-Rates ein. „Man sollte das Wort lebendig aber nicht überinterpretieren. Schließlich wir Notenbanker“, fügte er schmunzelnd hinzu.

Mit solchen Sätzen zieht der 63-jährige Italiener Zuhörer auf seine Seite. Er ist offen, direkt, verzichtet auf zu viele und zu lange Sätze. Draghi sitzt auf dem Platz, der noch Anfang des Jahres für Ex-Bundesbank-Präsident Axel Weber reserviert war, dann aber frei wurde, als der überraschend zurückzog, weil ihm der Ankauf von Staatsanleihen der Euro-Krisenländer durch die EZB nicht passte. Auch Draghi ist damit nicht glücklich. Das Programm sei zeitlich begrenzt, sagt er, und wehrt damit Avancen der Politik ab.

In der EZB selbst hat er bislang kaum etwas geändert. Sein Vorgänger Jean-Claude Trichet hat ein offenbar gut bestelltes Haus hinterlassen. Er müsse die Bank erst einmal genau kennenlernen. Golf spielen will er in Frankfurt, falls dafür überhaupt Zeit ist, sagt Draghi. Seine Frau hat mittlerweile eine Wohnung ausgesucht. Deutsch lernen möchte der Italiener eigentlich auch. Ob er dafür Zeit findet, ist jedoch fraglich. Sympathiepunkte hat er bei den Deutschen trotzdem schon gesammelt. Lasche italienische Sitten, wie manche Politiker in Rom vielleicht gehofft hatten, ziehen unter Draghi im Eurotower nicht ein. Nicht nur weil die Lage in der Euro-Zone, wie er sagt, viel zu ernst ist. Der neue EZB-Chef – Finanzprofessor, hochrangiger Mitarbeiter der Weltbank, Chefberater im Finanzministerium in Rom, Ex-Präsident der italienischen Notenbank und Intimfeind von Ex-Staatschef Silvio Berlusconi – weiß, was auf dem Spiel steht. ro

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