zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Der Fall Welteke: Nachfolger gefragt

Die Staatssekretäre Koch-Weser und Tacke werden für das Amt des Bundesbankchefs gehandelt

Berlin (Tsp). In der AdlonAffäre um Bundesbankchef Ernst Welteke hat dessen Sohn Hans am Karfreitag versucht, seinem Vater den Rücken zu stärken. In einem Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt, nannte er Details zu der umstrittenen Silvesternacht 2001/02 in dem Berliner Luxushotel. „Wer die Reise bezahlen würde, war mir in diesem Moment ziemlich schnuppe, muss ich gestehen“, schreibt Hans Welteke (siehe nebenstehender Kasten) . Er sei damals gemeinsam mit seiner Freundin als Babysitter eingespannt worden, um auf seinen dreijährigen Bruder aufzupassen. Unterdessen reißen die Forderungen nach einem Rücktritt des Bundesbankchefs nicht ab.

Der von der Dresdner Bank bezahlte, viertägige Aufenthalt von Bundesbankpräsident Welteke im Hotel „Adlon“ mitsamt seiner Frau, seinem Sohn und dessen Freundin führte dazu, dass Welteke sein Präsidentenamt auf Empfehlung des Bundesbank-Vorstands vorerst ruhen lassen muss. Er selbst weist den Vorwurf zurück. Der Vorstand der Bundesbank hatte am Mittwochabend nach mehrstündigen Beratungen keinen hinreichenden Grund für eine Abberufung Weltekes feststellen können. Am Donnerstag kündigte er eine Verschärfung der Verhaltensregeln für die eigenen Mitglieder an. Mittlerweile mehren sich die Anzeichen, dass Welteke zurücktreten muss.

Die Adlon-Affäre hat sich zu einem Konflikt zwischen der Bundesregierung und der Notenbank ausgeweitet. Die Bundesregierung gehe davon aus, „dass der Bundesbankpräsident in seiner Verantwortung vor dem Amt und der Institution Bundesbank jetzt notwendige Konsequenzen ziehen wird“, sagte der Sprecher des Finanzministeriums, Jörg Müller, am Donnerstag in Berlin.

Dagegen wies der Vize-Präsident der Bundesbank, Jürgen Stark, der die Amtsgeschäfte in der Übergangszeit kommissarisch leitet, die Forderungen der Bundesregierung als Einmischung in die Unabhängigkeit der Bundesbank zurück. In einem ZDF-Interview sagte Stark am Donnerstag, Kommentare und Erwartungen „von Seiten Berlins“ könnten „als Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit und Unabhängigkeit der Bundesbank“ gewertet werden.

Spekulationen, wonach es einen Streit zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Welteke zur Frage des Verkaufs von Goldreserven der Bundesbank gegeben habe, dementierte ein Regierungssprecher am Freitag. Die Diskussion sei von den aktuellen Vorgängen um den umstrittenen Hotel-Aufenthalt Weltekes zu trennen, hieß es.

Doch die Forderungen nach einem Rücktritt Weltekes mehren sich. Von der Bundesbank müsse „weiterer Schaden abgewendet werden“, sagte CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer. Deshalb müsse Welteke umgehend die nötigen Konsequenzen ziehen. CSU-Landesgruppenchef Michael Glos warnte die Bundesregierung, eine mögliche Nachfolgefrage mit dem Parteibuch zu verknüpfen. Als Favorit für die Nachfolge Weltekes gelten der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Caio Koch-Weser. Auch KfW-Vorstandsmitglied Ingrid Matthäus-Maier, vormals SPD-Fraktionsvize, und Wirtschaftsstaatssekretär Alfred Tacke werden als mögliche Nachfolger gehandelt.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false