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Wirtschaft: Der Feind im eigenen Haus

Von Christian Hönicke Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast reiste guter Dinge ins mexikanische Cancún: Mögen die Europäer dort auch wegen ihrer Agrarsubventionen am Pranger stehen, zu Hause, so dachte sie, ist alles ruhig. Da hat sie sich getäuscht.

Von Christian Hönicke

Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast reiste guter Dinge ins mexikanische Cancún: Mögen die Europäer dort auch wegen ihrer Agrarsubventionen am Pranger stehen, zu Hause, so dachte sie, ist alles ruhig. Da hat sie sich getäuscht. Ihr eigener Staatssekretär Gerald Thalheim nutzte die Abwesenheit der GrünenMinisterin, um einmal ganz grundsätzlich über den Erfolg der Künastschen Agrarwende nachzudenken. Der SPD-Mann kam zu dem Schluss, dass der Wandel der deutschen Landwirtschaft zum Bio-Bauerntum misslungen sei und man deshalb auch kein zusätzliches Geld für diese Idee zur Verfügung stellen müsse.

Nun ist der Staatssekretär Thalheim ein SPD-Mann, Renate Künast bekanntermaßen eine Grüne. Thalheim steht im koalitionsinternen Kampf um das bessere öffentliche Image zwischen seiner arbeitswütigen Ministerin und dem Bedürfnis der Sozialdemokraten, in der Öffentlichkeit endlich auch einmal Punkte machen zu können. Action-Kanzler Gerhard Schröder zwängt sich zur Verbesserung des Ansehens auf der Frankfurter Automesse in enge Sportwagen, der Landwirtschafts-Staatssekretär tritt mal eben seiner Ministerin in die Knie. Denn der Verbraucher, so denkt Thalheim, will billige Lebensmittel. Und findet es vermutlich gar nicht erfreulich, dass Künast das Staatsgeld stattdessen in ökologisch unbedenkliche Nahrung pumpen will, die immer noch von einer vergleichsweise kleinen Verbraucherschar gekauft wird.

Was der Kanzler und sein Staatssekretär bei ihrem Werben um die Zustimmung der Öffentlichkeit außer Acht lassen: Glaubwürdiger sind im Ansehen der Wähler zuletzt die Grünen gewesen. Sie haben mit ihrer vielleicht gelegentlich orthodoxen, jedenfalls aber einigermaßen konsequenten Politik bei der letzten Wahl Gewinne eingefahren.

Wenn Gerald Thalheim die Politik der Grünen-Ministerin für falsch hält, dann darf er das natürlich sagen. Wenn es ihm ernst damit ist, kann er allerdings nicht ihr Staatssekretär bleiben. Denn die Linie der Landwirtschaftspolitik wird jedenfalls im Augenblick von den Grünen bestimmt.

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