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Wirtschaft: Der frühere DDR-Monopolist feiert 50-jähriges Jubiläum und hat die schärfsten Klippen umschifft

Nicht viele DDR-Staatsunternehmen konnten nach der Wende auf Erfolgskurs steuern. Zu den wenigen Betrieben, die im Strudel der Privatisierungspolitik nicht untergingen, gehört der frühere Monopolist Deutsche Binnenreederei (DBR): Die ostdeutschen Schifffahrtsleute konnten zu ihrem 50-jährigen Jubiläumam Freitag in Berlin erwartungsvoll in die Zukunft blicken.

Nicht viele DDR-Staatsunternehmen konnten nach der Wende auf Erfolgskurs steuern. Zu den wenigen Betrieben, die im Strudel der Privatisierungspolitik nicht untergingen, gehört der frühere Monopolist Deutsche Binnenreederei (DBR): Die ostdeutschen Schifffahrtsleute konnten zu ihrem 50-jährigen Jubiläumam Freitag in Berlin erwartungsvoll in die Zukunft blicken. Denn die DBR hat sich zu einem der wichtigsten europäischen Logistikdienstleister entwickelt und ist heute das größte Reedereiunternehmen Deutschlands.

Der Ehrenvorsitzende des DBR-Beirates, Willi Peter Sick, nannte besonders die sechseinhalb Jahre seit Übernahme der Binnenreederei von der Treuhandanstalt am 1. Februar 1993 "eine einzige Erfolgsgeschichte". Aus 320 damals garantierten Arbeitsplätzen seien heute mehr als 500 geworden. 120 ehemalige Mitarbeiter hätten sich mit 200 Schiffen der Reederei selbstständig gemacht und weitere 400 Arbeitsplätze geschaffen, die unter dem Dach des Unternehmens zu dessen Leistung beitragen.

Auch künftig werde die DBR ein verlässlicher Partner der Wirtschaft sein, versicherte deren Geschäftsführer Hans-Wilhelm Dünner am Freitag im Berliner Rathaus vor rund 400 Festgästen. Die Transportleistung der DBR stieg den Angaben zufolge von 5,8 Millionen Tonnen 1993 auf 12 Millionen Tonnen im Vorjahr. Der Umsatz hat sich im selben Zeitraum nahezu verdreifacht: Er wuchs in der DBR-Gruppe von 53 auf 140 Millionen Mark 1998. Neben dem Stammsitz in Berlin entstanden Niederlassungen und Tochtergesellschaften in mehreren deutschen Städten sowie in Rotterdam, London, Moskau, Prag und Stettin. Über 70 Millionen Mark wurden in den zurückliegenden Jahren investiert. Mit über 300 Auszubildenden seit 1993 sei die DBR mit Abstand der bedeutendste Ausbildungsbetrieb in der europäischen Binnenschifffahrt.

Mit der Gründung der "Deutschen Schiffahrts- und Umschlagsbetriebszentrale" (DSU) am 1. Oktober 1949 wurden alle Binnenschifffahrts-, Werft- und Umschlagsaktivitäten in der damaligen sowjetischen Besatzungszone zu einem volkseigenen Betrieb zusammengefasst. Unter Leitung der DSU, die seit 1957 als "Deutsche Binnenreederei" firmierte, wurde in den 50er bis 70er Jahren die Flotte mit dem Serienbau von 120 Motor- und Tankschiffen, 160 Schubbooten und über 1300 Schubleichtern vollständig erneuert. Besonders die Entwicklung einer kanalgängigen Schubflotte, die in den 80er Jahren durch flachgehende Stromschubschiffe und kompakte Kanalschubschiffe ergänzt wurde, stellte die wichtigste Leistung der DDR-Zeit dar, wurde beim Jubiläum hervorgehoben.

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium, Siegfried Scheffler, würdigte den erfolgreichen Wandel der DBR zu einem marktwirtschaftlich strukturierten Betrieb mit strategischer Neuausrichtung. Scheffler verwies auf die Leistungen des Unternehmens bei der Baustellenlogistik am Berliner Spreebogen. Rund 40 000 Tonnen Bodenaushub seien über das Wasserstraßennetz befördert und damit ein täglicher Lkw-Stau von 50 Kilometer Länge vermieden worden.

jn

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