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Wirtschaft: Der Hagenuk-Krimi steuert seinem Ende zu

Derzeit wird über drei verschiedene Konzepte verhandelt / Berliner wieder optimistischVON HEIKE JAHBERG BERLIN.Der Krimi um die Übernahme des finanziell angeschlagenen Telefonunternehmens Hagenuk geht in die letzte Runde.

Derzeit wird über drei verschiedene Konzepte verhandelt / Berliner wieder optimistischVON HEIKE JAHBERG BERLIN.Der Krimi um die Übernahme des finanziell angeschlagenen Telefonunternehmens Hagenuk geht in die letzte Runde.Gut informierten Kreisen zufolge wird voraussichtlich in der nächsten Woche eine Entscheidung darüber fallen, wer künftig das Sagen in der Hagenuk Telecom GmbH haben wird.Neben dem Telekommunikationsausrüster Tiptel, der am Mittwoch offiziell sein Interesse an dem Telefonhersteller bestätigte, gibt es nach Angaben des vorläufigen Vergleichsverwalters Hans-Jürgen Beil noch drei weitere ernsthafte Interessenten.Da es jedoch personelle Überschneidungen zwischen den Gruppen gibt, verhandelt man hinter den Kulissen derzeit nur noch über die Tiptel-Offerte und zwei weitere Konzepte. Die Tiptel AG hat angeboten, alle Hagenuk-Sparten mit Ausnahme der GSM-Technologie (Handys) zu kaufen, die vor allem am Standort Berlin angesiedelt ist.Die Zahl der Beschäftigten am Unternehmenssitz Kiel soll auf 500 halbiert werden, am Produktionsstandort Berlin mit derzeit noch rund 300 Mitarbeitern ist das mittelständische Unternehmen aus Ratingen nicht interessiert.Tiptel, das vor allem Anrufbeantworter und ISDN-Anlagen herstellt, will sich mit dem Hagenuk-Kauf besonders im Geschäft mit Telefon-Endgeräten verstärken."An Handys sind wir aber nicht interessiert", heißt es.Für den Einstieg in Kiel soll Tiptel 40 bis 50 Mill.DM geboten haben.Dennoch warnen Branchenkenner vor einem Engagement: Hagenuk ist sowohl was Umsatz als auch Personalstärke angeht, deutlich größer als die Tiptel AG."Hier wackelt der Schwanz mit dem Hund", sagt Ludger Loop von der Innovationsberatungsstelle bei der IG Metall in Berlin. Für die Beschäftigten an der Spree wären die beiden Gegenkonzepte, über die derzeit ebenfalls gesprochen wird, deutlich günstiger: So verhandelt Vergleichsverwalter Beil mit einer Investorengruppe über die Übernahme aller Hagenuk-Bereiche, inclusive Handy-Produktion.Eine dritte - die sogenannte "kleine Lösung" - sieht einen separaten Verkauf der Handy-Sparte samt der in Dänemark angesiedelten Forschung und Entwicklung vor.Angeblich ist auch hier ein Kaufpreis von 40 bis 50 Mill.DM im Gespräch.Gegenüber dem Standort Kiel konnten die Berliner für die Handy-Variante bereits einen deutlichen Punktsieg erringen: Auf einer Betriebsversammlung zu Beginn der Woche sagte Beil den Beschäftigten zu, daß bei der "kleinen Lösung" der Produktionsstandort an der Spree und nicht in Kiel liegen werde. "Wir sind jetzt wieder optimistischer", beschreibt Wolfgang Lachmann, Betriebsratsvorsitzender von Hagenuk Berlin, die Stimmung im Werk.Dennoch ist klar: Egal wer am Ende die Nase vorn haben wird, Stellenkürzungen werden sowohl in Kiel als auch in Berlin unvermeidlich sein.Verhandelt wird daher auch bereits über die Frage, wie Rationalisierungen für die Betroffenen abgefedert werden können.Der Berliner Belegschaft hat Beil zugesichert, daß die Abfindungen über dem gesetzlichen Rahmen liegen werden und daß es eine Auffanglösung geben wird.Dennoch dürften die Entschädigungssummen, die im vergangenen Sommer jenen Beschäftigten der AMC (AEG Mobile Communication) gezahlt wurden, die nicht zu Hagenuk überwechselten, dieses Mal nicht erreicht werden: Zusätzlich zu ihrer Abfindung bekommen die Ex-AMC-Mitarbeiter nämlich zwei Jahre lang 80 Prozent ihrer Nettoeinkommen über "Kurzarbeit Null".Die Senatsverwaltung für Wirtschaft hat aber bereits signalisiert, dem Werk in Berlin finanziell unter die Arme greifen zu wollen. Viel Zeit bleibt indes nicht mehr.Ende des Monats endet das Konkursausfallgeld, die Hagenuk-Beschäftigten stehen ab März daher mit leeren Händen da.Zudem verschlingen die Kosten, die bei Hagenuk anfallen, monatlich rund 15 Mill.DM, schätzt Lachmann.Der 20 Mill.DM-Kredit, den das Unternehmen im Dezember erhielt, dürfte daher bald verbraucht sein.

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