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Wirtschaft: Der Handel im Internet kommt in Schwung

E-Commerce wächst auch im ersten Halbjahr 2003 zweistellig – Markennamen haben es im Netz leichter

Düsseldorf (doh/HB). Während der stationäre Einzelhandel krankt, widersetzen sich OnlineShops mit steigenden Umsätzen der Konsumflaute. Nach Angaben des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE) sind die Einzelhandelsumsätze im Internet im ersten Halbjahr 2003 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 30 Prozent gestiegen. Bis Jahresende erwartet der HDE-Experte für E-Commerce, Olaf Roik, durch das Weihnachtsgeschäft einen Zuwachs von rund 38 Prozent auf elf Milliarden Euro.

Weit weniger gut sieht es im stationären Einzelhandel aus. Für das laufende Jahr rechnet die Branche mit rund 10 000 Insolvenzen. Zwar sind die Umsätze laut dem Präsidenten der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels, Walter Deuss, im April und Mai gestiegen. Für eine wirkliche Trendwende reiche das trotz einer Flut von Billigangeboten aber nicht.

Das Online-Geschäft hingegen boomt. Das Versandhaus Otto etwa setzte 2002 im Netz mehr als zwei Milliarden Euro um, was 13,5Prozent des Gesamtumsatzes entspricht. Auch Tchibo hat seinen Online-Umsatz gegenüber 2001 um knapp 60 Prozent auf mehr als 87 Millionen Euro und knapp drei Prozent des Gesamtumsatzes erhöht.

Marktkenner Roik warnt, dass die Zahl der aus Neugier surfenden Neukunden sinke. Sie hätten lange einen Großteil der Online- Käufer ausgemacht, doch: „Internet-Kunden sind erwachsen geworden.“ Das zeige sich auch an den Wachstumsraten: Stieg der Umsatz 2001 noch um mehr als 100 Prozent, betrug das Plus im vergangenen Jahr nur noch gut 60 Prozent.

Vorrangig große Anbieter wie Tchibo und Otto – laut Nielsen/Netratings gehörten sie im Mai zu den meistbesuchten Online-Shops – haben nach Ansicht Roiks die insgesamt positive Entwicklung vorangetrieben. Ihr Ziel sei nun vor allem die Pflege der Stammkundschaft. Roland Heintze von Mummert Consulting wundert das nicht: Laut einer Studie seiner Firma kaufen zwei Drittel aller Online-Shopper überwiegend bei bekannten Firmen. „Marken haben es immer leichter“, sagt auch der Geschäftsführer des Internet-Versandhändlers Amazon Deutschland, Ralf Kleber. Zukunftsweisend für den Online-Handel ist laut Roik die Frage, ob sich langfristig Produkte wie Möbel über das Netz verkaufen lassen. Schaffen sie den Durchbruch nicht, könne in fünf Jahren die Wachstumsschwelle erreicht sein.

Sorgen bereitet Roik die abflachende Wachstumskurve dennoch nicht – im Gegenteil: „Es findet eine gesunde Entwicklung statt.“ Von einer Gesundung des Marktes spricht auch Netzmarkt-Chef Heiko Zeutschner. Seit er 1995 mit seinem Bruder Michael das erste Internet-Kaufhaus gründete, haben viele Anbieter Pleite gemacht. „Dadurch wächst die Kompetenz, die übersteigerten Erwartungen gehen zurück.“ Eine Marktbereinigung ist auch Ziel von Euro Label, einem von der EU geförderten Projekt, das Gütezeichen für kundenfreundliche elektronische Shops vergibt. Das in der Vergangenheit verloren gegangene Vertrauen will Europa-Koordinator Harald Jansen durch die Qualitätskontrolle zurückgewinnen. Für unbekannte Shops könne es ein Vorteil sein, dasselbe Gütesiegel wie etwa Karstadt zu tragen.

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