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Wirtschaft: Der Kanzler verplant das Bundesbank-Gold Gewinne aus den Goldverkäufen sollen in Bildungsfonds fließen – den Goldpreis wird das kaum beeinflussen

(dr/mak/HB). Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat die Vorlage der Deutschen Bundesbank dankbar aufgegriffen.

(dr/mak/HB). Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat die Vorlage der Deutschen Bundesbank dankbar aufgegriffen. In seiner Regierungserklärung begrüßte Schröder am Donnerstag den Vorschlag der Bundesbank, einen möglichen MilliardenErlös aus dem Verkauf deutscher Goldreserven in einen Bildungsfonds zu stecken. Die Deutsche Bundesbank hatte im Januar erklärt, sie wolle sich im Rahmen eines neuen Goldabkommens unter europäischen Notenbanken die Option zum Verkauf von insgesamt 600 Tonnen Gold in den kommenden fünf Jahren einräumen lassen. Die gesamten deutsche Goldreserven werden derzeit auf knapp 3500 Tonnen im Gegenwert von gut 35 Milliarden Euro geschätzt.

In dem am 8. März unterzeichneten Abkommen zwischen 15 Notenbanken bekennen sich diese zwar grundsätzlich dazu, dass Gold „ein wichtiges Element der internationalen Währungsreserven“ bleiben soll, doch dürfen die Notenbanken in den kommenden fünf Jahren rund ein Fünftel ihres Goldes verkaufen.

Grundsätzlich stößt die Absicht von Bundesbank und Regierung, Gold zu verkaufen, auf Zustimmung bei den Volkswirten der Geschäftsbanken und führenden Wirtschaftswissenschaftlern. Allenfalls die beabsichtigte Verwendung wird diskutiert.

Der Verkauf muss geordnet erfolgen

Für Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, muss die Bundesbank als „ordentlicher Sachverwalter von Volksvermögen dieses auch ertragbringend anlegen“. Gegen einen Verkauf von Gold spreche deshalb grundsätzlich nichts, zumal die Bundesbank keine Goldreserven in der gegenwärtigen Größenordnung brauche. „Der Verkauf muss aber geordnet erfolgen. Es macht keinen Sinn das Gold in den Markt zu knallen“ sagt Walter. Er setzt auf das Abkommen vom März. Das im September auslaufende alte Abkommen habe sich bewährt. Dieses begrenzte die Goldverkäufe der europäischen Notenbanken auf 400 Tonnen pro Jahr.

Martin Kachelrieß, Volkswirt der Hypo- Vereinsbank, stimmt zu. Die Bundesbank brauche keine Goldreserve in dieser Größenordnung mehr. Sie müsse als Teil des Systems der Europäischen Zentralbank nicht mehr allein auf den Devisenmärkten intervenieren. Die Verwendung der Erlöse für die Zukunftsaufgabe Bildung hält Kachelrieß für „legitim“. Allerdings befürwortet er eine möglichst breite Zustimmung im Parlament, etwa eine Zwei-Drittel-Mehrheit. „Bei dem Gold handelt es sich um Volksvermögen, dass man nur einmal ausgeben kann.“

Diese Zustimmung könnte die Regierung sogar finden. Grundsätzlich hatten sich die Vertreter der Opposition positiv zu den Plänen geäußert. FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper beispielsweise hatte Ende Januar erklärt, die Liberalen wollten „statt Gold in den Tresoren Gold in den Köpfen“.

Rechtlich kein Problem

Manfred J. M. Neumann, Wirtschaftsprofessor in Bonn, warnt hingegen. Für ihn reduziert sich die Frage nach den Goldreserven darauf, ob man bereit ist, auf Zinserträge zu verzichten „um gegen die Wechselfälle der Zukunft gewappnet zu sein“. Ein rechtliches Problem sieht Neumann nicht. Zwar verbiete Artikel 104 des EU-Vertrages den Notenbanken die Finanzierung des Staates, aber im vorliegenden Fall „wird kein Kredit gewährt, sondern Staatseigentum verkauft“, sagt der Wirtschaftsprofessor.

Die Auswirkungen eines Verkaufs auf dem Markt und damit auf den Goldpreis schätzen Beobachter als eher gering ein. Wirklich wichtig sei vor allem ein geordneter Verkauf, sagt Roger Breitkopf. Der Analyst der Deutschen Bank sieht in diesem Falle keine gravierenden Auswirkungen auf den Goldpreis. Voraussetzung sei eine möglichst genaue Information aller Marktteilnehmer. „Dann“, so Breitkopf „ist ein Preisrückgang allenfalls von drei Dollar zu erwarten.“ Breitkopf erinnert auch an die Ein-D-Mark-Goldmünze, die 2001 verkauft wurde. Bereits ein Jahr zuvor war die Münze angekündigt worden. Verkauft wurden auf so schließlich knapp 400 000 Unzen. Die Münze wurde überwiegend von Privatleuten gekauft und verschwand vom Markt. Der Goldpreis reagierte überhaupt nicht. „Wenn allerdings unkontrolliert größere Mengen auf den Markt kommen“, sagt Breitkopf, „könnte der Preis um bis zu zehn Dollar einbrechen.“

Das World Gold Council, die Vertretung der Goldproduzenten, erklärte, das Vorhaben der Bundesbank bewege sich im Rahmen der Erwartungen.

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