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Wirtschaft: Der Konsumfrühling fällt aus

Die Verbraucher glauben immer weniger an den Aufschwung – und sind weiter vorsichtig mit ihren Ausgaben

Berlin/ Düsseldorf (fw/ost/HB). Die deutschen Konsumenten sind in pessimistischer Stimmung und planen nicht, demnächst wieder bedeutend mehr Geld auszugeben. „Die Gefahr, dass wir bei der Verbraucherstimmung in eine Abwärtsspirale reinrutschen, ist gestiegen“, warnte Rolf Bürkl, Experte bei der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), am Montag. Das Institut veröffentlichte einen unerwartet schwachen KonsumklimaIndex für April. Der Index, der auf einer Umfrage unter 2000 Verbrauchern basiert, stagniert auf dem niedrigen Niveau des Vormonats von 5,1 Punkten.

Die Deutschen hätten vor allem den Glauben an die Konjunktur-Erholung weitgehend verloren, urteilten die Forscher. Zudem schätzen die Konsumenten die Entwicklung ihrer persönlichen Einkommen in den kommenden Monaten pessimistischer ein als zuvor. Die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen ist zwar minimal gestiegen, bewegt sich aber noch immer auf sehr niedrigem Niveau. „Der erhoffte Konsumfrühling scheint auszufallen“, sagt Bürkl.

Erst vergangene Woche hatte das Münchner Ifo-Institut seinen Geschäftsklima-Index veröffentlicht, der die Stimmung unter Unternehmern widerspiegelt. Auch dieser war schwach ausgefallen. Zusammen mit der schlechten Stimmung unter den Verbrauchern mehren sich die Zeichen, dass der Aufschwung noch auf sich warten lassen wird. Bislang hatten Volkswirte darauf gesetzt, dass der private Verbrauch im laufenden Jahr nach zwei mageren Jahren wieder in Fahrt kommen wird – dank der Steuerreform, der erwarteten Stabilisierung am Arbeitsmarkt und der erhofften Konjunkturerholung. 2002 und 2003 hatte sich die Kaufzurückhaltung der Haushalte zur größten Schwachstelle der deutschen Wirtschaft entwickelt - zum ersten Mal seit fast 20 Jahren war der Konsum zwei Jahre in Folge geschrumpft.

Der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE), der für das Gesamtjahr real nur von einer Stagnation der Umsätze ausgeht, sieht seine Prognose noch nicht in Frage gestellt. „Die aktuelle Lage ist etwas besser als die Stimmungswerte“, sagt HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr. Bislang allerdings konnten die Steuersenkungen, die seit Jahresbeginn in Kraft sind, die Laune der Verbraucher nicht heben. „Das ist verpufft“, sagt Bürkl. Zum einen gebe es einen psychologischen Effekt, weil die Steuerentlastungen geringer ausfielen als im Herbst 2003 diskutiert. Hinzu komme, dass die Gesundheitsreform die Verbraucher belaste.

Auch in den anderen Ländern der Eurozone bremsen die Verbraucher die Konjunktur, schreibt die EU-Kommission in ihrem vierteljährlichen Bericht zur ökonomischen Lage vom Montag. Es gebe Unsicherheiten bei den Haushalten, die zudem unter einem verhältnismäßig geringen Anstieg ihrer Einkommen litten. Die Kommission erwartet eine anziehende Konjunktur erst in der zweiten Hälfte 2004. Für das erste und zweite Quartal geht die Kommission davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen 0,3 und 0,7 Prozent wächst.

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