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Wirtschaft: Der Konzern verdient gut - Chef Klaus Esser will die Teilung und den Börsengang einiger Konzernteile beschleunigen

Dem Düsseldorfer Mannesmann-Konzern ist die freundliche Übernahme des drittgrößten britischen Mobilfunkanbieters Orange gelungen. In der ersten Angebotsphase hätten 74,86 Prozent der Aktionäre von Orange das Angebot angenommen, teilte der Konzern am Dienstag mit.

Dem Düsseldorfer Mannesmann-Konzern ist die freundliche Übernahme des drittgrößten britischen Mobilfunkanbieters Orange gelungen. In der ersten Angebotsphase hätten 74,86 Prozent der Aktionäre von Orange das Angebot angenommen, teilte der Konzern am Dienstag mit. Außerdem gab Mannesmann das Neun-Monats-Ergenbis bekannt und kündigte an, die geplante Teilung und den Börsengang der Unternehmensbereiche Anlagenbau und Automobilzulieferung erheblich zu beschleunigen.

Mannesmann habe mit Orange nun 21 Millionen Kunden in Europa in den vom Konzern kontrollierten Unternehmen. Durch die Zusammenführung mit dem britischen Mobilfunkanbieter könne Mannesmann außerdem seine Präsenz in Belgien, Österreich und in der Schweiz verstärken. Orange werde gerade im mobilen Daten- und Internet-Geschäft die bereits bestehende Marktführerschaft weiter ausbauen. "Der Erwerb von Orange ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung unserer integrierten Telekommunikations-Strategie in Europa und sichert unser langfristiges Wachstum weiter ab", sagte Mannesmann-Chef Klaus Esser. Aktionäre, die das Tauschangebot bisher noch nicht angenommen haben, hätten weiterhin Gelegenheit dazu. Die Übernahme von Orange muss noch durch die Wettbewerbskommission der Europäischen Union freigegeben werden.

Mannesmann zahlt insgesamt knapp 60 Milliarden Mark (rund 30 Milliarden Euro) für Orange. Die Düsseldoerfer haben den Orange-Aktionären angeboten, pro Anteilsschein 6,40 Pfund in bar und 0,0965 eigene Aktien zu zahlen. Auch eine vollständige Barauszahlung oder ein vollständiger Tausch in Mannesmann-Papiere war möglich. Auch der Orange-Großaktionär Hutchison Whampoa (44,8 Prozent) erhält einen Teil des Kaufpreises in Mannesmann-Aktien. Der weltweit tätige Mischkonzern aus Hongkong, bisher Großaktionär bei Orange, wird nach Vollzug der Übernahme in den nächsten Tagen mit 10,1 Prozent größter Einzelaktionär bei Mannesmann.

Hutchison unterstützt die Führung in Düsseldorf in ihrem Kampf gegen die feindliche Übernahme durch den britisch-amerikanischen Mobilfunkkonzern Vodafone-Airtouch. "Wir haben zugesagt, unsere Mannesmann-Anteile mindestens 18 Monate lang zu halten, und wir haben deutlich gemacht, dass wir diese Anteile als strategisches Langzeit-Engagement betrachten", hieß es in einer Firmenmitteilung. Zusammen mit Orange sei Mannesmann besser positioniert als im Verbund mit Vodafone. Vodafone ist in Großbritannien direkter Konkurrent von Orange und hatte bereits angekündigt, bei einer geglückten Mannesmann-Übernahme Orange aus Wettbewerbsgründen schnell zu verkaufen.

Bereits Anfang November hatte der Düsseldorfer Konzern die Umsatzzahlen für die ersten neuen Monate des laufenden Jahres vorgelegt. Der Umsatz stieg im Vergleich zur Vorjahresperiode um 16 Prozent auf 16,14 Milliarden Euro. Allein der Bereich Telekommunikation trug 5,76 Milliarden Euro (plus 73 Prozent) zum Konzern-Umsatz bei. Wegen des öffentlichen Angebots für Orange konnte Mannesmann damals keine Ergebnisaussagen machen. Das schreibt das britische Recht vor.

Diese Zahlen wurden gestern nachgeliefert: Danach ist die Mobilfunksparte mit einem Ergebniszuwachs (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Goodwill-Amortisation - EBITDA) von 75 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro weiter der wesentliche Wachstumsbereich. Verluste macht der Konzern dagegen im Festnetz (Arcor) und bei Röhren. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stieg von Januar bis September leicht von 1,08 Milliarden Euro auf 1,11 Milliarden Euro (2,18 Milliarden Mark). Durch die Übernahme von Orange wird für das Jahr insgesamt ein Ergebnis und auch ein Jahresüberschuss unter dem Vorjahreswert erwartet.

Mannesmann kündigte am Dienstag ebenfalls an, die geplante Aufteilung des Konzerns erheblich zu beschleunigen. Der Börsengang der Bereiche Maschinenbau und Automobilzulieferung (Engineering und Automotive - MEA) soll um rund ein Jahr auf Mitte des Jahres 2000 vorgezogen werden. Der Aufsichtsrat habe diesen Plänen auf seiner Sitzung am vergangenen Freitag zugestimmt. Eines der Ziele des Börsengangs sei es, Mannesmann als reines Telekommunikationsunternehmen zu positionieren. Der Anteil an der MEA soll bereits im Jahr 2000 auf unter 50 Prozent sinken. MEA - mit weltweit 90 300 Beschäftigten - soll sich daneben zu einem führenden europäischen Industrieunternehmen entwickeln. Mit einer Reorganisation, die zur Schaffung von MEA zu Beginn des kommenden Jahres führen werde, sei beraits begonnen worden. "Die Teilung und der Börsengang von MEA stellen ein historische Ereignis für Mannesmann dar. Dadurch wird der wahre Wert unserer erstklassigen Engineering- und Automotive-Aktivitäten herausgestellt", sagte Esser. "Die neue Aktie ist ein Muss für alle Investoren, die sich auf Industrieunternehmen richten."

vis

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