zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Der Krone AG stehen schwere Zeiten bevor

BERLIN . Der Technologiekonzern Jenoptik AG wird in den kommenden sechs Monaten grundsätzlich umstrukturiert und sich künftig nur noch auf zwei wesentliche Geschäftsfelder konzentrieren.

Von Antje Sirleschtov

BERLIN . Der Technologiekonzern Jenoptik AG wird in den kommenden sechs Monaten grundsätzlich umstrukturiert und sich künftig nur noch auf zwei wesentliche Geschäftsfelder konzentrieren. Den Bereich Telekommunikation will Vorstandschef Lothar Späth spätestens bis zum Jahresende mehrheitlich abgeben. Die Berliner Krone AG werde, so bestätigte Späth dem Tagesspiegel entsprechende Marktgerüchte, "aus dem Kernbereich des Konzerns ausgegliedert" und muß in diesem Zusammenhang eine weitere Strukturbereinigung am Standort Berlin erwarten. Eine strategische Partnerschaft will Späth "nicht ausschließen".Das Geschäft von Krone habe sich zwar in Westeuropa und im asiatischen Raum positiv entwickelt, sagte Späth. Der deutsche Telekommunikationsmarkt stagniere jedoch, begründete Späth den neuerlichen Schnitt bei Krone. Die in Berlin hergestellten Verbindungs- und Verteilprodukte für Telefonanlagen ließen sich nicht rentabel verkaufen. "Berlin ist das Hauptproblem" bei Krone, urteilte der Jenoptikchef. Zwar seien im Zuge des gut 30 Mill. DM umfassenden Restrukturierungsprogramms im vergangenen Jahr schon etwa 120 der 1100 Stellen abgebaut worden, und auch in diesem Jahr hat Krone bereits 40 Stellen verloren. Dennoch seien die Fertigungskosten noch zu hoch. Abgesehen von vollautomatisch hergestellten Produkten würde Krone in Asien wesentlich billiger produzieren, sagte Späth.Ein weiteres Problem der Berliner sei der Rückstand im stark wachsenden Markt der Vernetzung von Gebäuden. In Deutschland habe Krone zwar in den vergangenen Jahren vom Investitionsprogramm der Telekom in regionale Netze profitieren können. Bei der Entwicklung von Systemlösungen für Gebäude sei Krone hingegen zurück. Diesen Entwicklungsrückstand könnten die Berliner, die das Ergebnis des Konzerns im vergangenen Jahr mit rund 20 Mill. DM belastet haben, nur mit einem internationalen Partner aufholen, so Späth. Daß es bei dieser Neuausrichtung zu weiteren Einsparungen und Personalabbau kommen wird, ist für den Jenoptikchef "nicht ausgeschlossen".Nachdem der Jenoptik das Geschäftsjahr 1998 im operativen Bereich Millionenverluste gebracht hat und das Jahresergebnis nur deshalb positiv ausfiel, weil Späth für rund 100 Mill. DM Immobilien vermarkten konnte, hatten Marktkenner und Börsenbeobachter Lothar Späth dazu gedrängt, den Konzern rasch neu zu strukturieren. Der Kurs der Aktie, sagte der Londonder Goldman-Sachs-Analyst David Abraham dem Tagesspiegel, werde sich erst wieder von seinem Sinkflug erholen, wenn sich Späth von den meisten "undurchsichtigen Beteiligungen" getrennt hätte und das Wachstum auf einige wenige Branchen konzentriere. Vor allem die "vielen kleinen Beteiligungen in Märkten, deren Entwicklung unklar ist" machte Abraham für die Zurückhaltung der Börse bei Jenoptik verantwortlich. Lothar Späth will "diesen Forderungen des Marktes" nun nachkommen. Im Jahr 2000 werde die Jenoptik nur noch auf den Säulen Clean Systems (Meissner + Wurst, Stuttgart), (Zander, Nürnberg) und Photonics (Optoelektronik, Jena) ruhen. Und auch in diesen Bereichen kündigte der Jenoptikchef an, werde er sich von Unternehmensteilen, deren "Ertragslage nicht positiv ist", trennen.Klar ist zumindest, daß Späth einen internationalen Partner für die Infab-Gesellschaft (Unternehmensbereich Clean Systems) sucht. Das Unternehmen, das Automatisierungslösungen für Chipfabriken entwickelt, agiert nach Ansicht Späths in Asien und Amerika und damit in einem Markt, der "weit weg von Europa" ist und deshalb schwer aus Deutschland zu erschließen sei.Den Bereich Automatisierungstechnik (Photonics), der spezielle Kundenlösungen für die Automatisierung in verschiedenen Branchen fertigt, sagte Späth, wird "auf seine Ertragslage" hin untersucht und zusammengeschmolzen. Einige Bereiche des Jenaer Unternehmens fertigten Produkte, die "ich bei jedem Mittelständler billiger kaufen kann", sagte Späth.Zur Zukunft der Deutschen Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft (DEWB) bei Jenoptik wollte sich der Vorstandschef noch nicht festlegen. Aber auch hier schloß er nicht aus, daß ein Finanzpartner beteiligt oder die DEWB im kommenden Jahr an der Börse platziert wird.Für das laufende Jahr kündigte Späth ein moderates Wachstum für den Jenoptik-Konzern an. Die Stuttgarter Chipfabrik-Hersteller M+W (rund 65 Prozent Umsatzanteil) hätte bereits jetzt einen Auftragsbestand von einer Mrd. DM, die allerdings nicht voll umsatzwirksam werde. Beim Bereich Photonics deute sich an, daß das Vorjahresergebnis von 14 Mill. DM erreicht wird.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false