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Wirtschaft: Der Kunde profitiert vom Preiskampf

Durch die Fusion von "Carrefour" und "Promodes" entsteht der größte europäische EinzelhandelskonzernDie beiden französischen Supermarktriesen Carrefour und Promodes schließen sich zusammen. So entsteht der größte europäische Einzelhandelskonzern - mit 240 000 Beschäftigten in rund 9000 Geschäften weltweit.

Durch die Fusion von "Carrefour" und "Promodes" entsteht der größte europäische Einzelhandelskonzern

Die beiden französischen Supermarktriesen Carrefour und Promodes schließen sich zusammen. So entsteht der größte europäische Einzelhandelskonzern - mit 240 000 Beschäftigten in rund 9000 Geschäften weltweit. Der Handelsriese wird größer als der bisherige europäische Branchenprimus Metro, ist aber kleiner als US-Konkurrent Wal-Mart, der seine Expanison nach Europa vorantreibt. Davon profitieren laut Bundeskartellamt die Verbraucher: Die Konzentration führt zu immer billigeren Produkten.

Mit der Fusion der beiden führenden französischen Handelskonzerne Carrefour und Promodes entsteht der größte Einzelhandelskonzern Europas und der zweitgrößte der Welt. Der neue französische Supermarkt-Gigant mit einer Börsenkapitalisierung von mehr als 49 Mrd. Euro übernimmt den Namen Carrefour. Bereits für das kommende Jahr erwartet Carrefour aus dem Zusammenschluss Synergieeffekte von 1,2 Mrd. DM.

Die fusionierte Gruppe betreibt 9000 Läden in 26 Ländern und hat 240 000 Beschäftigte. Carrefour betreibt gleichnamige Warenhäuser sowie die Ketten Ed, Picard und Stoc. Promodes kontrolliert die Märkte Continent, Shopi, Champion sowie 8-à-Huit.

"Wir haben uns schnell zusammengetan, um gemeinsam die Schlacht im internationalen Einzelhandel zu gewinnen", sagte der Carrefour-Chef und Präsident der neuen Gruppe, Daniel Bernard, am Montag in Paris. Der Chef von Promodes, Paul-Louis Halley, erklärte, die Fusion sei wegen der "vielfachen Manöver der großen europäischen Marktführer in den vergangenen Monaten" beschleunigt worden. In Börsenkreisen hieß es, die niederländische Einzelhandelsgruppe Ahold habe ein feindliches Übernahmeangebot für Promodes vorbereitet.

Mit dem Zusammenschluss formiert sich ein Handelsriese, der in Europa die Spitzenposition einnimmt und ein Gegengewicht zum US-Konzern Wal-Mart bildet. Die Wal-Mart Stores Inc ist bereits in Deutschland und in Großbritannien eingestiegen und plant weitere Zukäufe in Europa. Unlängst hatte der US-Konzern für 20,2 Mrd. DM die britische Supermarktkette Asda erworben. Ende 1997 übernahm Wal-Mart in Deutschland die Wertkauf-Gruppe und ein Jahr später zahlreiche Märkte der Spar-Handels AG.

Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) in Köln wertete die Fusion als ganz normalen Prozess innerhalb der zusammenwachsenden Weltwirtschaft. Er sehe der Internationalisierung der Märkte gelassen entgegen. Der oberste Branchenforscher der Deutschen Bank, Hans-Joachim Frank, konstatierte: "Die Konzentrationswelle rollt weiter."

Das Gerücht, nach ihrer Fusion könnten die beiden französischen Handelsfirmen auch noch mit der Metro zusammen gehen, bescherte der deutschen Aktie am Montag Kurssprünge - auch wenn Carrefour dementierte. Der deutsche Markt bietet laut Frank trotz enger Margen "von der Kaufkraft her den wichtigsten Markt in Europa". Und in der als "Servicewüste" empfunden deutschen Dienstleistungslandschaft "haben die Ausländer immer noch einen Vorteil", glaubt Frank.

Die Kundschaft dürfte derartige Scharmützel weniger interessieren, heißt es im Bundeskartellamt. Schließlich sei "bislang nicht festzustellen, dass die Konzentration dem Verbraucher geschadet hätte", heißt es aus der Berliner Behörde mit Verweis auf den gnadenlosen Preiskampf im deutschen Einzelhandel. Auch nach den großen Zusammenschlüssen etwa zwischen Metro und Allkauf oder Karstadt und Hertie habe sich die Befürchtung, der Wettbewerb könne zum Erliegen kommmen, "bislang noch nicht bestätigt".

Carrefour übernimmt seinen Rivalen im Zuge eines Aktientausches im Werte von 16,13 Mrd. Euro (31,55 Mrd. DM). Das entspricht einem Aufschlag von 20 Prozent auf den Börsenschlusskurs der Promodes-Aktien am vergangenen Freitagabend. Nach der Bekanntgabe der Fusion schoss die Promodes-Aktie an der Pariser Börse am Montagnachmittag um 14,3 Prozent auf 800 Euro in die Höhe. Die Carrefour-Aktie fiel dagegen um vier Prozent auf 134,7 Euro.

Carrefour wurde 1963 gegründet und gilt als Erfinder der "Hypermärkte". Das sind Supermärkte mit Verkaufsflächen von mehreren 10 000 Quadratmetern und einem breiten Warenangebot wie im Kaufhaus. Heute gehören weltweit 1000 Supermärkte zur Carrefour-Kette, viele davon in Übersee mit Schwerpunkten in Asien und Amerika. In den vergangenen 30 Jahren stieß Carrefour zudem in zahlreiche weitere Märkte vor. Carrefour ist auch in den Bereichen Versicherungen, Autohandel, Gefrierprodukte, Reisen und Kreditwesen tätig.

Promodes ist der zweitgrößte französische Einzelhandelskonzern. Er wurde 1961 in der Normandie gegründet und hat schnell im europäischen Ausland expandiert. Der Sohn des Mitbegründers, Paul- Louis Halley, der heute noch 38 Prozent der Firmenanteile und mehr als die Hälfte der Stimmrechte hält, ist derzeit Chef über 4800 Supermärkte und Geschäfte in aller Welt, darunter auch Discount-Läden und 210 Restaurants. © 1999

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