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Wirtschaft: Der März – ein Börsenmonat für Zocker

Der Irak-Krieg verunsichert die Anleger und die Hedgefonds spekulieren gegen die Allianz

Berlin. Wieder war es ein Monat so ganz nach dem Geschmack der Zocker und Trader. Kriegsangst, dann Kriegsbeginn, miserable Nachrichten aus der Versicherungs- und Finanzbranche, Terrorängste und wild spekulierende Hedgefonds: Auch im März hatten Investoren sehr wenig Freude an den Aktien.

Zwar verlor der deutsche Standardwerte-Index Dax am Ende nur 3,5 Prozent, dazwischen lagen jedoch Achterbahnfahrten mit ungewissem Ausgang. Die Wertentwicklung des Dax selbst bildete am Ende nur einen sehr kleinen Teil der 30 Werte ab, Lufthansa beispielsweise.

Während Fresenius Medical Care, Altana und Metro ihren Börsenwert um 18 und elf Prozent mehrten, wurden vor allem Allianz und Münchener Rück regelrecht geschlachtet. Vier Londoner Hegdefonds sollen es auf die deutschen Versicherer abgesehen haben. Kurse von 45 Euro strebe man bei der Allianz an, hatte es zu Monatsbeginn geheißen. Der Versicherer bot den Shortsellern allerdings auch gute Angriffspunkte: Der Dax-Riese musste seinen ersten Firmenverlust seit 1945 melden, zudem steht eine Kapitalerhöhung ins Haus. Für mindestens 30 Euro, so der Konzern, sollen die neuen Aktien an die Investoren gehen. Eine  günstige Gelegenheit also für Shortseller aus institutionellen Kreisen mit sicherer Zuteilung, denn sie konnten weitere Riesenpakete leer verkaufen und erhalten über die Kapitalerhöhung eine sichere und vergleichsweise günstige Rückkauf-Möglichkeit.  Am Monatsende schloss die Allianz jedenfalls in etwa auf dem von den Hedgefonds anvisierten Wert.

Auch der weltgrößte Rückversicherer befand sich im März fest im Würgegriff der Spekulation – auch hier jedoch nicht ohne eigenes Zutun. Die Münchener Rück-Gruppe muss für 2002  insgesamt 6,33 Milliarden Euro auf Aktien abschreiben. Auch von Januar bis März dürfte noch einmal eine satte Abschreibung erforderlich sein, so die Analysten. Die Rating-Agentur Standard&Poor’s gab dem Kurs mit einer Bonitäts-Abstufung noch einen weiteren Stoß.

Operative Verluste, Verkäufe, Entlassungswellen, hohe Aufwendungen für Kreditsicherung und steigender Abschreibungsbedarf für börsennotierte Beteiligungen: Die Krise der Finanzbranche belastet den Dax nachhaltig. So gehörte die Hypo-Vereinsbank zu den drei schwächsten Werten. Fast ein Viertel seines Börsenwerts büßte der Münchener Bankkonzern allein im März ein. Damit summieren sich die Verluste binnen Jahresfrist auf über 80 Prozent. Dabei ist die Kapitalerhöhung, die die Anleger so fürchten, erst einmal vom Tisch. Statt dessen soll die Tochter die Mutter retten: Konzernchef Dieter Rampl will 25 Prozent der profitablen Wiener Bank Austria Creditanstalt an die Börse bringen.

Aus dem Rahmen fiel auch VW, allerdings in negativer Hinsicht: Die Wolfsburger, die bisher von einem Rekordjahr zum nächsten gejagt waren, schockten die Anleger mit einer Gewinnwarnung. Man werde 2003 voraussichtlich nicht das operative Ergebnis des Vorjahres erreichen, so VW-Vorstand Hartz. Schuld daran seien die Kunden, die wegen des Irakkriegs und der allgemeinen Verunsicherung spürbar zugeknöpfter seien.

Das Pharmaunternehmen Altana dagegen berichtete von seinem siebten Rekordjahr in Folge: Der Umsatz kletterte dabei um 13 Prozent, das Geschäftsergebnis (EBIT) sogar um 27 Prozent. Frischen Wind in die Aktie von Fresenius Medical Care brachte wohl der Generationenwechsel im Vorstand: Auf den 64jährigen Gerd Krick folgte der 37jährige Ulf Schneider.

In diesem insgesamt schwierigen Umfeld fiel auch die Begrüßung des neuen Börsenkindes des Technologieindex Tec-Dax nicht allzu erfreulich aus. Der Nachfolger des Nemax 50, am 23. März geboren und mit 350 Punkten ins Leben gestartet, gab gleich in der ersten Woche wieder 20 Punkte ab. Hauptverantwortlich dafür waren vor allem Medigene, Epcos, Elmos und SAP SI, während  der ehemalige M-Dax-Wert Drägerwerk dank sehr guter Geschäftszahlen einen noch schlechteren Tec-Dax-Start verhinderte. 

Veronika Csizi

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