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Wirtschaft: Der Markt für Limousinen schrumpft

Die Verkäufer in der Königsklasse des Autobaus sind aufgeschreckt: Weltweit schrumpft die Zahl der Kunden, die sich für eine Mercedes S-Klasse, einen 7er-BMW oder einen Audi A8 entscheiden. Nach Berechnungen des Instituts für Automobilwirtschaft im württembergischen Geislingen sind die Verkaufszahlen in der Oberklasse im vergangenen Jahr sowohl in Deutschland, Westeuropa als auch in Nordamerika zurückgegangen.

Die Verkäufer in der Königsklasse des Autobaus sind aufgeschreckt: Weltweit schrumpft die Zahl der Kunden, die sich für eine Mercedes S-Klasse, einen 7er-BMW oder einen Audi A8 entscheiden. Nach Berechnungen des Instituts für Automobilwirtschaft im württembergischen Geislingen sind die Verkaufszahlen in der Oberklasse im vergangenen Jahr sowohl in Deutschland, Westeuropa als auch in Nordamerika zurückgegangen. Mit fast 16 Prozent ist der Rückgang auf dem deutschen und dem amerikanischen Markt am stärksten. VW versprüht auf dem Genfer Automobilsalon trotzdem Optimismus. Das neue Oberklasse-Modell Phaeton soll Ende Mai auf den Markt kommen und VW als weiteren Anbieter im Luxussegment etablieren. Der noch amtierende Konzernchef Ferdinand Piëch verspricht sich vom Phaeton Strahlkraft für die gesamte Marke Volkswagen, die es vom Image her künftig mit Mercedes und BMW aufnehmen soll.

Der designierte Konzernchef Bernd Pischetsrieder, der Piëch mit Verlauf der Hauptversammlung im April ablösen wird, sagte am Montag in Genf, die gesamte VW-Organisation werde mit dem Phaeton besser. Über ein anspruchsvolles Produkt würden Fertigung und Vertrieb deutlich verbessert. Pischetsrieder ergänzte, der Erfolg des Phaeton werde nicht an den Verkaufszahlen gemessen, sondern an der Anzahl zufriedener Kunden und am Lerneffekt im ganzen Unternehmen. Dennoch kalkuliert Volkswagen mit etwa 20 000 produzierten Autos pro Jahr. Von Mai an wird das Auto in Deutschland verkauft, die Preise beginnen bei 56 200 Euro.

Willi Diez, Professor am Institut für Automobilwirtschaft, warnt VW vor falschem Optimismus in Sachen Phaeton. "Oberklassen-Limousinen sind dabei, ihre jahrzehntelange Leitbildfunktion im Automobilmarkt zu verlieren", sagt der Hochschullehrer. Mercedes S-Klasse oder 7er-BMW seien in der Vergangenheit zumeist als Geschäftsfahrzeuge geordert worden. Doch in den Unternehmen, beobachtet Diez, habe sich die "automobile Kleiderordnung" geändert. In den Firmen habe sich eine neue Sparsamkeit breit gemacht, Führungskräfte müssten sich mit kleineren Fahrzeugen zufrieden geben. 3er-BMW oder die C-Klasse von Mercedes würden im Ergebnis viel stärker als früher nachgefragt. Für den großen Phaeton bleibe auf Grund dieser jüngsten Entwicklung wenig Platz am Markt.

Konzernintern kommt auf den VW Phaeton noch ein anderes Problem zu. Zum Jahresende will Audi seine neueste Version des Oberklasse-Modells A8 auf den Markt bringen. Dann müssen Phaeton und A8 auf einem schrumpfenden Markt um neue Kunden ringen. Ein anderer Trend setzt die Topklasse im Autobau zudem unter Druck: Prestigeträchtige Limousinen sind seltener gefragt, statt dessen rücken "erlebnisorientierte Produktkonzepte" in den Mittelpunkt. Jüngere Käuferschichten interessieren sich nach den Worten von Diez heute verstärkt für Gelände- oder Sportwagen, das alt bekannte Konzept der Stufenheck-Limousine aus der Oberklasse finde weniger Anklang. "Mit einem Geländewagen kann man heute mehr Lebensstil demonstrieren als mit einer Nobel-Limousine", sagt Diez. Der Volkswagen-Konzern könne nicht mehr hohe Wachstumsraten in der Oberklasse erwarten, das Segment habe "ausgespielt". Besonders schmerzlich sind in jüngster Zeit die Rückgänge in den USA, wo sich VW besondere Chancen für den neuen Phaeton ausgerechnet hatte. Mit einem Minus von 16 Prozent sei der Absatz von europäischen Oberklasse-Modellen auf dem US-Markt im vergangenen Jahr "regelrecht eingebrochen". Angesichts einer solchen Marktentwicklung warten die amerikanischen VW-Händler auf das neue Oberklasse-Modell aus Deutschland. Doch jenseits des Atlantiks macht der Name Phaeton wenig Freude. Der US-Händlerverband hält die griechische Bezeichnung schlichtweg für "unakzeptabel".

zel, HB

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