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Wirtschaft: Der Markt schrumpft

Boeing und Airbus konkurrieren um immer weniger Aufträge

Die Krise der Fluggesellschaften schlägt jetzt auch auf die Hersteller durch. US-Produzent Boeing wird wegen „des schwer wiegenden Rückschlags der kommerziellen Luftfahrt und Raumfahrt“ Sonderbelastungen von rund 1,2 Milliarden Dollar vor Steuern verbuchen, teilte das Unternehmen vergangene Woche mit. Konjunkturflaute, Terrorangst, Irak-Krieg und die Krankheit Sars belasten nicht nur die Fluglinien. Dass die weniger Flugzeuge bestellen, macht den führenden Herstellern Boeing und EADS (Airbus) Sorgen. Boeing macht knapp 50 Prozent seines Umsatzes mit zivilen Passagiermaschinen, EADS sogar 70 Prozent.

Noch hofft EADS nach eigenen Angaben, 2003 nicht schlechter abzuschneiden als im vergangenen Jahr. Umsatz und Gewinn sollen auf Vorjahresniveau liegen. „Wir gehen davon aus, dass wir auch dieses Jahr wieder 300 Flugzeuge ausliefern können“, sagte EADS-Chef Rainer Hertrich auf dem Berliner Luftverkehrskongress vergangene Woche. Damit würden erstmals mehr Airbus- als Boeing-Maschinen verkauft. Doch angesichts der Krise mehren sich Stornierungen und Verschiebungen. „Die Anzahl der ausgelieferten Flugzeuge könnte noch auf etwa 280 sinken“, vermutet William Mackie, Luftfahrt-Analyst der Commerzbank.

So hat etwa Air France angekündigt, sieben Airbus-Mittelstreckenjets nicht wie geplant in diesem Herbst, sondern erst 2005 abzunehmen. Insgesamt rechnen Airbus und Boeing für 2003 mit 580 Auslieferungen von großen Passagierjets mit mehr als 100 Sitzen. Das wären zwölf Prozent weniger als im Vorjahr – der Kuchen wird kleiner. Und noch arbeiten die Hersteller Bestellungen vergangener Jahre ab. Wie ernst die Krise wird, zeigt sich Mackie zufolge erst am Umfang neuer Bestellungen in den nächsten Monaten.

Aufträge von den Billigfliegern

Besondere Sorgen macht sich die Branche wegen der in Asien grassierenden Lungenkrankheit Sars, durch die die Fluggesellschaften unter Druck geraten sind. „Das ist für die Hersteller besonders beunruhigend, weil Asien seit Jahren der wichtigste Wachstumsmarkt ist“, sagt Mackie. In den aufstrebenden Volkswirtschaften ist die Nachfrage nach Luftfahrtkapazitäten in den vergangenen Jahren deutlich mehr als doppelt so schnell gewachsen wie das Bruttoinlandsprodukt. Auch die in den USA und Europa verbreitete Terrorangst hat sich in Asien weniger bemerkbar gemacht. Geraten auch die asiatischen Airlines ins Trudeln, werden sie weniger neue Flugzeuge bestellen als geplant – und die Hersteller können das für die nächsten Jahre erhoffte Umsatzplus von fünf Prozent vergessen.

Hoffnung machen den Flugzeugproduzenten die expandierenden Billig-Fluglinien. Im vergangenen Jahr verbuchte Boeing allein 103 Bestellungen von Ryanair, Airbus erhielt 120 Aufträge von Easyjet. Vermutlich konnten die neuen Gesellschaften die Verkaufspreise drücken. Doch die Hersteller seien harte Preisverhandlungen von den traditionellen Abnehmern gewohnt, sagt Luftfahrt-Experte Andreas Hotes, der das Berliner Büro des Think Tanks Rand Europe leitet. Hotes glaubt, dass die Wachtsumshoffnungen von Boeing und EADS mittelfristig durchaus berechtigt sind. „Aber nur unter dem Vorbehalt, dass die Terrorgefahr nicht weiter wächst und Asien Sars bald in den Griff bekommt.“

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