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Wirtschaft: Der Missmut der Aktionäre

Von Felix Schönauer Während man in Deutschland nach der Bekanntgabe des großzügigen Aktienoptionsprogramms der Deutschen Telekom gerade erst beginnt, die Bezüge der Top-Manager in Frage zu stellen, ist im Vereinigten Königreich und in den Vereinigten Staaten schon seit einiger Zeit eine Debatte über die Verwaltungsstruktur der Unternehmen entfacht. In den Vereinigten Staaten mehrten sich die Stimmen verärgerter Aktionäre gegen eine allzu großzügige Einräumung von Aktienoptionen.

Von Felix Schönauer

Während man in Deutschland nach der Bekanntgabe des großzügigen Aktienoptionsprogramms der Deutschen Telekom gerade erst beginnt, die Bezüge der Top-Manager in Frage zu stellen, ist im Vereinigten Königreich und in den Vereinigten Staaten schon seit einiger Zeit eine Debatte über die Verwaltungsstruktur der Unternehmen entfacht.

In den Vereinigten Staaten mehrten sich die Stimmen verärgerter Aktionäre gegen eine allzu großzügige Einräumung von Aktienoptionen. Im Vereinigten Königreich empörten sich die Aktionäre über eine sechsstellige Prämie, die sich Marks & Spencer-Chef Peter Salsbury gönnte, nachdem er die Supermarktkette in ihr bisher schlechtestes Jahr geführt hatte.

Optionsprogramme genehmigen

Aktienoptionsprogramme sind, in der Theorie, alle gut gemeint. Die Topmanager sollen im selben Boot sitzen wie die Kleinaktionäre. Aber gute Theorien bewähren sich in der Praxis nicht immer. Weil zunehmend dicke Aktienoptionen trotz schlechter Einnahmen gewährt wurden, haben in den USA Wertpapieraufsicht und Kongress die Verwaltungsstruktur der Unternehmen ins Visier genommen.

Die New Yorker Börse fordert eine Regelung, nach der alle Aktienoptionsprogramme von den Aktionären genehmigt werden müssen. Renommierte Aktionärsschützer bezweifeln, daß solche Programme die Leistung der Führungsebene der Unternehmen verbessern.

„Durch Aktienoptionen werden die Interessen der Manager stärker an die Interessen der kurzfristigen Anleger und anderer Wertpapierinhaber gebunden“, sagt William Allen, Experte für Aktienrecht an der New York University.

Im Vereinigten Königreich feilt eine Kommission im Ministerium für Handel und Industrie an einer Änderung des britischen Aktienrechts. Der Entwurf soll nächsten Monat vorliegen. Kernstück des Vorschlags: Die Aktionäre erhalten in puncto Aktienoptionen für leitende Angestellte ein Vetorecht.

Britische Fondsverwalter, die Aktionäre vertreten, unterstützen den Vorschlag. Trotz der laufenden Debatte haben nur ein Viertel der führenden Unternehmen Richtlinien über die Prämien für Führungskräfte veröffentlicht, sagt die Londoner Vermögensverwalterin Michelle Edkins vom Hermes Asset Management.

„Viele Manager könnten es besser machen“, sagt sie. Allzu oft stecken die Richtlinien voller Plattitüden. So steht zum Beispiel in einem Jahresbericht, daß Prämien an gewisse „Erwartungen“ geknüpft werden, aber es wird nicht weiter ausgeführt, was das für Erwartungen sind.

Es wird nicht leicht werden, das System zu reformieren. Die Unternehmen versuchen, alle Vorschläge des Gesetzgebers für mehr Klarheit im Keim zu ersticken. Unternehmen, bei denen Aktienoptionen ein wesentlicher Bestandteil des Gehaltes von Topmanagern sind – wie bei den Technologiefirmen im Silicon Valley – bekämpfen entsprechende Gesetzesinitiativen.

Neue Prämienbindung

Im Land der unbegrenzten Aktienoptionen wird darum gekämpft, das bestehende Gehaltssystem zu bewahren. Die starke Einflussnahme seitens der vereinten Front führender US-Konzerne scheint sich auszuzahlen und der Reformdruck nach dem Enron-Skandal lässt nach. Besonders die Forderung, den Wert der Aktienoptionen in Zahlen zu fassen und sie von den Gewinnen abzuziehen, findet kaum Unterstützung.

Im Vereinigten Königreich könnte eine „praktikablere Lösung weit mehr erreichen“, meint Colin Melvin, Leiter der Abteilung Unternehmensverwaltung bei Baille Gifford. Ansonsten seien die Firmen versucht, nach den Buchstaben des Gesetzes zu handeln, „ohne aber wirklich Informationen herauszurücken“. Um einschneidende Gesetze zu verhindern, gehen einige in die Offensive. So hat Hank Paulson, Vorstandssprecher der Investmentbank Goldman Sachs, freiwillig angeboten, die Ausgabe von Aktien an Arbeitnehmer binnen 48 Stunden bekanntzugeben.

Englische Fondsverwalter schlagen vor, Prämien nicht nur an die Aktienkurse, sondern verstärkt an andere Ereignisse zu koppeln. „Wenn eine britische Firma zum Beispiel in deutsche Märkte vordringt, dann sollten die Prämien an die Leistung der Firma in dem (deutschen) Markt geknüpft werden“, sagt Frau Edkins.

Die Texte wurden gekürzt und übersetzt von Karen Wientgen (Telekom), Svenja Weidenfeld (Aktionäre), Christian Frobenius (Bono-Denke), Matthias Petermann (DDT) und Tina Specht (Hongkong)

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