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Wirtschaft: Der Neue macht RWE wieder Mut

Peter Terium, der designierte Chef des Energiekonzerns, will die Energiewende nicht bekämpfen.

Essen - Das Jahr 2011 sei für RWE „ein schwieriges Geschäftsjahr“ gewesen, sagte der scheidende Konzernchef Jürgen Großmann am Dienstag bei der Vorlage der Bilanz. Das ist reichlich untertrieben. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr kam es im japanischen Kernkraftwerk Fukushima zur Katastrophe. Deutschland leitete die Energiewende ein, beschloss den Atomausstieg und RWE stürzte in eine ernste Krise. In Zahlen ausgedrückt liest sich das so: Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) brach um 18 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro ein. Das um Sondereffekte bereinigte Nettoergebnis sackte um 34 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro.

Allein die Entscheidungen zur Kernenergie belasteten den Konzern mit 1,3 Milliarden Euro. Die Aktionäre mussten 2011 einen Kurseinbruch von 41 Prozent verkraften, obendrein wird die Dividende von 3,50 auf zwei Euro je Aktie fast halbiert. Aber das Schlimmste hat RWE jetzt hinter sich – meint zumindest der neue Konzernchef Peter Terium, der Großmann Anfang Juli ablöst. „Die Aussichten sind deutlich positiver als noch vor einem halben Jahr“, sagte der Niederländer, „vieles spricht dafür, dass wir die Talsohle zügig durchschreiten und wieder Fahrt aufnehmen.“

Tatsächlich ist das Minus beim Ebitda schon leicht niedriger ausgefallen als im Sommer prognostiziert. 2012 soll das Ergebnis zumindest konstant bleiben und 2013 „deutlich über dem letztjährigen Wert liegen“. An der Börse kam die Botschaft gut an. Die RWE-Aktie war zeitweise der einzige Gewinner im Dax. Die große Verunsicherung ist offenbar überwunden. Seit Jahresanfang kletterte der Kurs um mehr als 20 Prozent, während der von Eon im selben Zeitraum um über ein Prozent nachgab. Das hat seinen Grund. Erste Details von Teriums Strategie sind durchgesickert. Er will RWE mit einem Sparprogramm Spielraum für Investitionen schaffen. 2013 und 2014 will der neue Konzernchef die Effizienz so verbessern, dass das jährliche Ergebnis dauerhaft um eine Milliarde Euro verbessert wird.

Die Anleger setzen auf einen Neuanfang, nachdem sich Großmann vehement gegen den Atomausstieg gewehrt und damit sich selbst und RWE ins Abseits manövriert hatte. Teriums Credo dagegen lautet: „Beim Thema Energiewende ist RWE Teil der Lösung.“ Er will die erneuerbaren Energien ausbauen und zwischen 2012 und 2014 vier Milliarden Euro in diesen Bereich investieren. Der Anteil der Erneuerbaren an den Erzeugungskapazitäten soll sich von 7,5 auf 20 Prozent im Jahr 2020 fast verdreifachen.

Seine Zuversicht wird derzeit jedoch von einem Energieträger getragen, der schlecht für das Klima ist: der schmutzigen Braunkohle, die RWE im Tagebau fördert und in vielen Kraftwerken verfeuert. Die Gewinnmargen sind deutlich gestiegen, weil der Atomausstieg den Strompreis treibt und zudem die Preise für die erforderlichen CO2-Zertifikate im Keller sind. Für RWE ist das entscheidend, weil der Konzern Europas größter CO2-Emittent ist und ab 2013 rund 100 Millionen Zertifikate, die er bislang umsonst zugeteilt bekommt, kaufen muss. Jeder Euro mehr, den ein Zertifikat kostet, belastet die Bilanz um 100 Millionen Euro.Jürgen Flauger (HB)

Jürgen Flauger (HB)

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