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Wirtschaft: Der neue PR-Gag des Hans-Olaf Henkel (Glosse)

Wer Hans-Olaf Henkel zuhört, ist versucht, dem Mann aus Mitleid eine Mark in die Hand zu drücken. Nur Ärzte-Funktionäre vermögen es, die Lage ihrer Mitglieder noch herzzerreißender darzustellen als der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie.

Wer Hans-Olaf Henkel zuhört, ist versucht, dem Mann aus Mitleid eine Mark in die Hand zu drücken. Nur Ärzte-Funktionäre vermögen es, die Lage ihrer Mitglieder noch herzzerreißender darzustellen als der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Eines muss man Henkel lassen: Ihm fällt immer wieder etwas ein. Seine neueste Idee verbindet das Dauerthema Steuerreform, Abteilung Unternehmensteuern, mit der aktuellen Steuerschätzung. Danach wachsen die Einnahmen für die öffentlichen Kassen durch die Unternehmensteuern um rund acht Milliarden Mark, sagte Henkel am Donnerstag. Heute wissen wir mehr, denn dann werden die Zahlen offiziell präsentiert. Sei es drum. Um acht Milliarden soll nach Henkels Vorstellung die Gewerbesteuer gesenkt werden - wie praktisch. So viel hat Finanzminister Hans Eichel der Wirtschaft als erste Entlastung seiner Steuerreform in Aussicht gestellt, aber von 2000 auf 2001 vertagt. Henkel nennt seine Idee einen Befreiungsschlag. Es dürfte eher ein Schlag ins Wasser sein. Der BDI-Chef greift in jenes komplizierte Gebilde ein, das auch nach seiner Einsicht erst am Ende reformiert werden soll: die Finanzverfassung, die Verteilung der Steuern zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Letztere müssten auf Einnahmen verzichten, die erstere ihnen erstatten sollten. Realisierungschance? Null. Die nötige Entlastung der Wirtschaft ist ein zu ernstes Thema, als dass man sie für PR-Gags missbraucht. Also: Keine Mark für Henkel.

Thomas Kröter

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