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Wirtschaft: Der neue Sherpa

BONN .Spekuliert wurde bereits seit Wochen über die Personalie.

BONN .Spekuliert wurde bereits seit Wochen über die Personalie.Jetzt ist es amtlich: Klaus Gretschmann, Abteilungsleiter im Kanzleramt und zuständig für Wirtschaft- und Finanzpolitik, wird neuer Sherpa für Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).Damit bereitet er die internationalen Wirtschafts- und Finanzgipfel für Schröder vor und nicht Finanzstaatssekretär Heiner Flassbeck.Mit dieser Personalie betritt Schröder neuen Boden.In den vergangenen 20 Jahren war der Finanzstaatssekretär auch gleichzeitig Kanzler-Beauftragter.

Nach Regierungsangaben soll die Entscheidung für Gretschmann einvernehmlich zwischen Finanzminister Oskar Lafontaine und Schröder gefallen sein.Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht.Der 49jährige Gretschmann ist ein Vertrauter und Berater von Bodo Hombach.Er war an der Kölner Universität Assistent des Finanzwissenschaftlers Klaus Mackscheidt, hat in Rom und Wien studiert sowie Auslandstationen absolviert, etwa an der renommierten John Hopkins University und dem Brookings Institute in Washington.Er beriet Regierungen in Fragen der europäischen Wirtschaft.So rechnete er etwa aus, welche Kosten durch den Euro auf die nordrhein-westfälischen Unternehmen zukommen.Zuletzt war er Professor für Finanzpolitik und Volkswirtschaft an der Universität Aachen.

Es ist unklar, ob die Berufung Gretschmanns die Akzente in der Wirtschaftspolitik zwischen Schröder und Lafontaine verschiebt.Beide setzen sich dafür ein, die internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik stärker zu koordinieren.Flassbeck und Lafontaine forderten kürzlich, die großen Währungen in bestimmten Zielzonen schwanken zu lassen.Damit würden Exporte erleichtert und die Arbeitslosigkeit gesenkt.Inzwischen haben sie diese Sichtweise etwas verändert.Jetzt sollen diese Zielzonen vor allem Schwellenländer, wie etwa Thailand nutzen.Gretschmann will die Idee der Zielzonen prüfen.Möglich sei es aber nur zwischen Staaten mit ähnlicher Wirtschaft und Konjunktur, sagt er.Auch sieht er die Möglichkeiten einer keynesianischen Nachfragepolitik als sehr begrenzt an.

Auf den neuen Sherpa kommen viele Aufgaben zu.1999 übernimmt Deutschland den Vorsitz in der EU und den Vorsitz der G7.Deutschland wird im Juni sowohl den EU-Gipfel als auch das G8-Treffen der sieben großen Industriestaaten plus Rußland ausrichten.Gretschmann scheint für die internationale Arbeit gut gerüstet: Er spricht fünf Sprachen.

ANDREAS HOFFMANN

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