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Wirtschaft: Der neue US-Präsident: Präsidenten-Start und weiche Landung

Die Märkte haben auf den Wahlsieg George W. Bushs verhalten reagiert.

Die Märkte haben auf den Wahlsieg George W. Bushs verhalten reagiert. Das mag damit zusammen hängen, dass das Ergebnis zum Schluss kaum mehr überrascht hat. Es könnte aber auch bedeuten, dass die Börsen derzeit andere Sorgen haben: Wird eine sanfte Landung der amerikanischen Konjunktur glücken? Wie lange bleiben die Anleger besonnen? Angesichts anhaltender Gewinnwarnungen aus amerikanischen Unternehmen ist dies alles andere als gewiss. Die Startbedingungen des neuen Präsidenten unterscheiden sich nachdrücklich von der Situation beim Amtsantritt seines Vorgängers. Während Bill Clinton acht Jahre lang robustes Wachstum sah - Ausdruck der New Economy und Ernte der Politik von George Bush und Ronald Reagan - beginnt die Ära George W. in einer kritischen Zeit: Dellen der Konjunktur sind gewiss; ob daraus Schlimmeres wird, ist offen. In solchen Zeiten vertragen die Märkte wenig Unsicherheit. Wieviel Sicherheit George W. Bush bietet, kann noch niemand wissen. Voreilige Sprüche seines designierten Stellvertreters Dick Cheney über eine bevorstehende Rezession sind freilich keine guten Zeichen. Voreilig wäre es auch, wenn der neue Präsident rasch ein Steuersenkungsprogramm durchpeitschen würde. Zwar dienen Steuersenkungen unbestritten der Verbesserung der Wachstumsbedingungen. Doch ihre positive Wirkung ist erst mit Zeitverzögerung zu spüren. Notenbankpräsident Alan Greenspan hat jedenfalls nie einen Hehl daraus gemacht, dass er fiskalpolitisch eher auf der Seite von Al Gores Programm steht, der die Haushaltsüberschüsse zur Schuldentilgung im Interesse kommender Generationen zu verwenden versprach. Ähnlich voreilig wäre jetzt auch politischer Druck auf die Notenbank, sie möge rasch die Zinsen senken. Die Feinsteuerung der Konjunktur kann Bush wie Clinton getrost Alan Greenspan überlassen. Um so eher wird die Weltwirtschaft von einem US-Präsidenten profitieren, der sich für offene Märkte und freien Handel einsetzt.

Rainer Hank

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