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Wirtschaft: „Der Papst ist die perfekte Marke“

Verlage profitieren von Benedikt XVI. / Experte: traumhaft große Zielgruppe

Berlin - Papst Benedikt XVI. bringt auch wirtschaftlichen Segen. Besonders Buchhändler und Verlage haben mit seiner Hilfe kräftig verdient, denn seit seiner Wahl im April verkaufen sich Bücher zum Thema Religion deutlich besser. Vom Rosenkranz fürs Handy bis zum Papst-Teddy, längst gibt es eine breite Produktpalette rund um den ersten deutschen Papst seit 482 Jahren. Und pünktlich zum Weltjugendtag in Köln will nun auch das Popmagazin „Bravo“ vom Papst profitieren – der aktuellen Ausgabe liegt ein XXL-Poster des VerhütungsmittelGegners bei.

„Der Papst und das christliche Kreuz sind die stärksten Marken der Welt“, sagte Horst Prießnitz, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Markenverbandes, dem Tagesspiegel. Weil sie den Menschen Sinn, Halt und Verlässlichkeit bieten würden, seien alle Anforderungen für eine Marke „in Perfektion“ erfüllt. So würden nicht nur Christen, sondern alle Menschen auf der Suche nach Sinn angesprochen. „Das ist eine traumhaft große Zielgruppe.“ Es sei daher nachvollziehbar, dass viele Unternehmen von der Wirkung dieser Marke profitieren wollen.

Hugendubel, einer der größten Buchhändler Deutschlands, hat seit der Papst-Wahl im April insgesamt 20 Prozent mehr Bücher zum Thema Religion und Spiritualität verkauft als sonst. Die erfolgreichsten Schriften stammen von Benedikt XVI., mit bürgerlichem Namen Joseph Alois Ratzinger, selbst. Der 78-Jährige hat in seinem Leben mehr als 40 Bücher geschrieben. Sechs davon führten beim Internet-Kaufhaus Amazon zwischenzeitlich die Bestseller-Liste an – und lagen damit noch vor dem zeitgleich erschienenen Harry-Potter-Buch. Der Herder-Verlag, in dem die Hälfte aller Ratzinger-Bücher erscheinen, hat in den vergangenen Monaten mehr als 200 000 Bände verkauft. „Verglichen mit den Jahren zuvor ist das eine Verkaufsexplosion“, sagt eine Sprecherin. Gewöhnlich seien die Bücher in Auflagen von 5000 Stück gedruckt worden. Auch die bereits im Jahr 1968 im Kösel-Verlag erschienene „Einführung in das Christentum“ wurde fast 40 Jahre später zum Verkaufsschlager. Während vor der Papst-Wahl jedes Jahr nur rund 700 Exemplare über den Ladentisch gingen, wurde das Buch in nur 100 Tagen mehr als 30 000-mal verkauft. Die Deutsche Verlags-Anstalt (DVA) lässt derzeit 120000 Exemplare von Ratzinger-Titeln nachdrucken.

Kreuzförmige Armbanduhren, Wandteppiche, Benedikt-Guckkästen – allein beim Online-Auktionshaus Ebay laufen derzeit mehr als 500 Versteigerungen zum Thema Papst. Spätestens seit ein US-Spielkasino den Ratzinger-Golf für rund 190 000 Euro gekauft hat, ist bekannt, dass sich mit Produkten rund um den deutschen Pontifex viel Geld verdienen lässt. Wie viel insgesamt, das lässt sich aber kaum schätzen. Zu unterschiedlich sind die Produkte, zu zahlreich die Anbieter. Der Markt könnte wachsen, denn laut „Bravo“ ist der Papst ein Popstar.

Philip Volkmann-Schluck

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