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Wirtschaft: Der Pixel-Millionär

Wie der junge Engländer Alex Tew in kurzer Zeit ein Vermögen verdient hat

London – Es ist einer dieser Träume, die jeder hat: mit einer simplen Idee zum Millionär zu werden. Alex Tew, ein 21-jähriger Student aus Cricklade im Westen Englands, hat es geschafft. In dieser Woche hat er eine Million Dollar eingesammelt – nicht einmal fünf Monate, nachdem er zum ersten Mal einen dieser seltenen Einfälle hatte, die so banal sind, dass andere einfach nicht darauf kommen. Und das macht sie wohl so genial.

Es war im vergangenen August, als Alex auf dem Bett in seinem Zimmer lag und darüber nachdachte, wie er sein Studium finanzieren könnte, das in England viel Geld kostet. Alex stand kurz vor Beginn eines dreijährigen Business-Management-Studiums an der Universität Nottingham, das ihn rund 30 000 Pfund, umgerechnet 45 000 Euro, kosten würde. Sein Konto war schon überzogen, bevor er überhaupt begonnen hatte.

„Ich war an dem Tag lange auf und hatte mein Notizbuch vor mir liegen, als mir plötzlich die Idee für die Million-Dollar-Homepage kam", sagte Alex Tew. Sein Plan war es, Pixel zu verkaufen, also jene kleinen Bildpunkte, aus denen ein Computerschirm zusammengesetzt ist. Alex wollte eine einzige Internetseite in kleine Boxen von zehn mal zehn Pixeln aufteilen und diese Boxen für je 100 Dollar – ein Dollar je Pixel – an Werbekunden verkaufen. Die Firmen könnten ihre Pixel-Boxen dann in kleine Werbeblöcke oder Mini-Logos umwandeln, so die Idee. Internetbesucher, die diese Werbung anklickten, sollten automatisch zur Homepage des Unternehmens weitergeleitet werden.

Der Jung-Unternehmer verkaufte die erste Pixel-Box für hundert Dollar an einen seiner Brüder. Dann kauften auch Freunde ein paar Pixel. Als er die ersten 1000 Dollar verdient hatte, verschickte er eine Pressemitteilung – und trat eine Lawine los. Nach fünf Monaten hatte www.milliondollarhomepage.com 200 000 Besucher täglich, in den vergangenen zwei Wochen waren es 3,2 Millionen. „Je mehr Menschen darüber sprachen, desto mehr Geld verdiente ich, und je mehr Geld ich verdiente, desto mehr Leute sprachen darüber", sagt Alex Tew.

Dabei ist seine Seite, auf der neben Online-Casinos, Billigfliegern und Kontakt-Agenturen auch große Unternehmen wie der Telekommunikationskonzern Orange, die britische Zeitung „The Times" oder der Tüv werben, nicht mal besonders schön. Sie sieht aus wie ein großes Pin-Brett, sehr bunt, sehr chaotisch, sehr verwirrend. Dennoch hat Tew die letzten 1000 Pixel in der vergangenen Woche bei Ebay versteigert – für 140 300 Dollar. Damit hatte der Student die Millionen-Dollar-Grenze überschritten.

Die Seite ist jetzt ausverkauft, eine neue soll es nicht geben. Doch in der Zwischenzeit haben andere Anbieter die Idee aufgegriffen. Doch keinem der Nachahmer prophezeien Experten eine ähnlich erfolgreiche Zukunft. „Der Erste, der mit einer genialen neuen Idee am Markt ist, hat die besten Chancen, innerhalb von sehr kurzer Zeit sehr viel Geld zu verdienen", sagt Wolfgang Kuhn, Geschäftsführer am Institut für Gründungs- und Innovationsforschung der Uni Wuppertal.

Doch wie geht es jetzt mit Alex Tew weiter? Er hat sich einen neuen schwarzen Mini geleistet. Und studiert jetzt „Business Management". Das Studium will er trotz vieler Jobangebote zu Ende bringen. Und für die Zeit danach hat er auch bereits ein paar neue Business-Ideen.

Maren Peters

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