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Wirtschaft: Der Senat misstraut Berliner Messe-Chef

Gutachter und Politik kritisieren Privatisierungskonzept der Messe Berlin/Geschäftsführer Hosch unter Druck

Berlin (alf). Die Privatisierung der Messe Berlin wird immer unwahrscheinlicher. Ein Zwischengutachten der Beratungsfirma McKinsey kommt zu dem Schluss, dass es kaum Käufer für die Messe geben dürfte. Die Wahrscheinlichkeit dafür „dürfte insgesamt unter 50 Prozent liegen“. Ferner seien die mittelfristigen Wachstumserwartungen der MesseGeschäftsführung zu optimistisch und es drohten enorme Belastungen durch die Asbestverseuchung des Internationalen Congress Centrums (ICC). Alle diese Aspekte zusammengefasst, warnen die McKinsey-Berater das Land Berlin als Eigentümer der Messe vor einer Privatisierung. Dagegen forciert die Messe-Geschäftsführung seit langem die Privatisierung des operativen Geschäfts. Nach der negativen Analyse von McKinsey steht damit nun auch Messe-Chef Raimund Hosch zur Disposition.

Zwar sagte Wirtschaftsstaatssekretär Volkmar Strauch am Montag auf eine entsprechende Frage, „wir nehmen zu Personalien nicht Stellung“. Strauch ließ aber Zweifel an der Arbeit von Hosch durchblicken. So sei aus den Internetplänen „nicht das geworden, was Herr Hosch sich vorgestellt hat“. Auch das Spielbankmodell – Hosch wollte im ICC ein Spielcasino einrichten und mit den Einnahmen das ICC instandhalten – sei „nicht ausgegoren“ gewesen. Strauch räumt ein, nach dem 11. September 2001 sei das Messegeschäft „nicht einfacher geworden“.

Dem Staatssekretär zufolge „gab es potenzielle strategische Investoren“ für einen Einstieg bei der Messe. Über die Zukunft der Privatisierungspläne wollte sich Strauch nicht direkt äußern. Seine Zweifel artikulierte er jedoch in der Feststellung, „es gibt keine Messegesellschaft, die sich hundertprozentig selbst finanziert“. Die ganze Angelegenheit bezeichnete er als „komplizierten und schwierigen Prozess“.

Das von Messe-Chef Hosch favorisierte Zwei-Säulen-Modell befinde sich „noch im Gespräch“, sagte Strauch. Das McKinsey-Papier sei ein „Zwischengutachten“, der endgültige Bericht werde Ende März erwartet. Das McKinsey-Papier wurde zwar vom Land angeregt, die Kosten muss jedoch die Messe tragen. Dem Vernehmen nach sind das bislang knapp 600000 Euro; für jeden weiteren Monat – McKinsey strebt offenbar einen Auftrag bis Ende des Jahres an, sollen 210000 Euro fällig werden.

Raimund Hosch, seit Juli 1999 Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH, bemüht sich seit Jahren um die Privatisierung des eigentlichen Messegeschäfts. Im vergangenen Juli stellte er das so genannte Zwei-Säulen-Modell vor: Die Messegrundstücke plus Gebäude sollen im Landesbesitz bleiben, das gesamte Veranstaltungsgeschäft (Messen, Kongresse, Events, Vermarktungsgeschäft und Servicebusiness) wird an einen Finanzinvestor verkauft. Die Übernahme durch einen Investor ist Hosch zufolge die Grundlage für Wachstum, insbesondere durch neue Veranstaltungen. Nach seinen Berechnungen könne der Berliner Landeshaushalt nach der Privatisierung in den nächsten zehn Jahren „in dreistelliger Millionenhöhe entlastet werden“. Dazu kämen zusätzliche Steuereinnahmen „in einer Größenordnung von zwei Milliarden Euro“.

In Senatskreisen schüttelt man über diese Rechnungen den Kopf. Das Privatisierungskonzept der Messe habe „gewisse Löcher“; es werde überhaupt nicht deutlich, wie sich finanzielle Risiken auf die Beteiligten verteilten. Insbesondere blieb offen, was das Land dauerhaft an Kosten für die Infrastruktur aufwenden müsse. Dabei gehe es um „riesenhafte Beträge“, nicht zuletzt auf Grund des Sanierungsbedarfs im ICC. Angesichts der „Fülle offener Fragen“ habe die Geschäftsführung der Messe nun eine „Bringschuld“ zu leisten und ihr Privatisierungskonzept inhaltlich zu begründen, hieß es in den Senatskreisen. Auch die Wachstumserwartungen des Messechefs seien nicht belegt worden. Messesprecher Michael Hofer weist dagegen darauf hin, dass die Messe Berlin GmbH im vergangenen Jahr scharze Zahlen geschrieben habe: „Wir erwirtschaften einen sauberen Gewinn und haben in den vergangenen drei Jahren den Umsatz gesteigert“, sagte Hofer.

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