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Wirtschaft: Der Sparkurs bei VW zahlt sich aus

Kostenreduzierung um gut zwei MilliardenEuro – hohe Verluste in den USA und in China

Berlin - Dank Einsparungen in Milliardenhöhe hat Volkswagen in den ersten neun Jahresmonaten deutlich mehr Gewinn erwirtschaftet als vor einem Jahr. Doch das dritte Quartal, für das VW am Donnerstag die Geschäftszahlen vorlegte, enttäuschte Anleger und Analysten. Die VW-Aktie notierte zunächst schwächer, schloss aber bei 45,58 Euro um 0,8 Prozent höher. Albrecht Denninghoff, Autoanalyst der Hypo-Vereinsbank, lobte die Effekte des Sparprogramms „For Motion“ als „sehr gut“, mäkelte aber am Gewinn herum: „Wir haben ein bisschen mehr erwartet.“ Nach dem guten zweiten Quartal seien die Erwartungen wohl zu hoch gewesen. Ähnlich äußerte sich Marc-René Tonn von der Investmentbank M. M. Warburg. Das operative Ergebnis lag im dritten Quartal mit 568 Millionen Euro fast 50 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Unterm Strich, also nach Steuern, blieb sogar mit 282 Millionen Euro ein Gewinn übrig, der fast dreimal so hoch lag wie 2004.

Für das Gesamtjahr bekräftigte der Konzern die vage Prognose, wonach das Ergebnis über dem des Vorjahres liegen werde. Das dürfte nicht sonderlich schwer fallen, denn in den ersten neun Monaten erreichte der VW-Konzern bereits einen operativen Gewinn von 1,96 Milliarden Euro und blieb damit nur knapp unter dem Ergebnis aus dem Gesamtjahr 2004 (2,01 Milliarden Euro).

Die verschiedenen Sparten des Konzerns schneiden nach wie vor sehr unterschiedlich ab. Der Gewinn stammt fast ausschließlich von der Markengruppe Audi, zu der neben Audi auch Seat und Lamborghini gehört, und dem Bereich Finanzdienstleistungen/Europcar. Letzterer kam in den ersten drei Monaten auf einen operativen Gewinn von 840 Millionen Euro (Vorjahr: 768), die Audi-Gruppe fuhr 957 (877) Millionen Euro ein. Ín den ersten zehn Monaten wurden 697000 Audi verkauft, das waren zehn Prozent mehr als vor einem Jahr.

Die Problemsparte des Konzerns, die Markengruppe VW (neben VW-Pkw gehören dazu Skoda und Bentley), schloss die ersten drei Quartale mit einem Plus von 115 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum hatte es noch ein Minus von 47 Millionen Euro gegeben. Doch zuletzt, im dritten Quartal, fuhr die Markengruppe VW mit 54 Millionen Euro wieder in die roten Zahlen. VW leidet unter Verlusten in Nordamerika und China sowie unter dem teuren Euro. Allein das Wechselkursverhältnis vom Euro zum Dollar kostete den Konzern im bisherigen Jahresverlauf 500 Millionen Euro.

Alles in allem läuft das Geschäft in Nordamerika noch deutlich schlechter als im Vorjahr, in den ersten neun Monaten belief sich der Verlust in Kanada, Mexiko und den USA auf 818 Millionen Euro nach 614 Millionen Euro im Vorjahr. In den USA fiel der Absatz um gut elf Prozent auf 225000 Autos. Schlechter lief es auch im Raum Asien/Pazifik und da vor allem in China, wo VW über viele Jahre als Marktführer agierte. Binnen Jahresfrist rutschte der Marktanteil in China von gut 24 Prozent auf 17,3 Prozent, die VW-Verkäufe gingen um zwölf Prozent zurück und das Ergebnis ist inzwischen negativ: Bis einschließlich September verlor VW 67 Millionen Euro in China; in den ersten neun Monaten 2004 gab es dagegen einen Gewinn von 268 Millionen Euro.

Das Sparprogramm „For Motion“, das Konzernchef Bernd Pischetsrieder im Frühjahr 2004 verordnet hat und das vom Chef der Markengruppe VW, Wolfgang Bernhard, forciert wird, bewahrt Volkswagen vor roten Zahlen. Nach Unternehmensangaben wurden in den ersten neun Monaten bereits 2,6 Milliarden Euro im Rahmen von „For Motion“ gespart, die anvisierte Sparsumme von 3,1 Milliarden Euro für das Gesamtjahr ist damit schon zu 85 Prozent erreicht. In den nächsten Jahren will Bernhard weitere Milliarden sparen. Unter anderem wurden bislang in so genannten Produktklausuren die Kosten des geplanten kompakten Geländewagens um mehr als 2000 Euro gedrückt. Auch die Beschäftigten leisteten einen Beitrag, so dass der Geländewagen in Wolfsburg und ein weiteres neues Modell in Emden gebaut wird. Zum 30. September beschäftigte der Konzern 346000 Mitarbeiter, davon 179000 in Deutschland.

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