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Wirtschaft: "Der Steuerzahler wird bluten"

Was bedeutet der schwächere Rubel für Rußland? Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin bearbeitet zahlreiche Projekte in Rußland.

Was bedeutet der schwächere Rubel für Rußland? Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin bearbeitet zahlreiche Projekte in Rußland.Mit seinem Präsidenten Lutz Hoffmann sprach Jobst-Hinrich Wiskow.

TAGESSPIEGEL: Was ist in Rußland passiert?

HOFFMANN: Rußland hat den Kräften des Marktes nachgegeben.Der Druck auf den Rubel war in der Vergangenheit immer größer geworden.Deshalb mußte Rußland sogar schon einen Teil der jüngst vom Internationalen Währungsfonds gewährten Kredite verpulvern, um den Rubel zu stützen.Jetzt versuchen Regierung und Zentralbank, den Kurs auf schwächerem Niveau zu stabilisieren.

TAGESSPIEGEL: Wieso stützt man den Kurs denn überhaupt, anstatt ihn ganz frei dem Markt zu überlassen?

HOFFMANN: Eine stabile Volkswirtschaft könnte den Kurs gut freigeben.Einer labilen Volkswirtschaft wie der russischen kann man das freilich nicht empfehlen.Denn in der senden selbst unbedeutende Nachrichten Schockwellen auf die Devisenbörse.Ein Unsicherheit verbreitendes Gerücht kann zum Crash führen.Solche Schwankungen würden Anleger und Investoren abschrecken.

TAGESSPIEGEL: Offenbar passiert genau das momentan.

HOFFMANN: Jede Währungsturbulenz ist ein Zeichen des Mißtrauens.Rußland muß die überfälligen Reformen energisch umsetzen, um glaubwürdig zu werden.Gerade kleinere Unternehmen müssen mehr Freiheiten erhalten.Denn diese Betriebe entfalten die dynamischen Kräfte, die den Aufschwung bringen.Das sieht man zum Beispiel in Polen.Aber in Rußland geben noch die mächtigen Lobbyisten der größeren Unternehmen den Ton an und verzögern jede Reform.

TAGESSPIEGEL: Wann werden wir hierzulande unter der russischen Krise leiden?

HOFFMANN: Schon sehr bald.Unsere Industrie wird weniger Produkte nach Rußland ausführen.Außerdem sind die deutschen Banken die größten privaten Gläubiger Rußlands.

TAGESSPIEGEL: Nun heißt es doch, diese Kredite seien abgesichert.

HOFFMANN: Ja, mit den deutschen Hermes-Bürgschaften übernimmt der Staat das Risiko, wenn die Russen ihre Schulden nicht zurückzahlen können.Aber jemand wird für die Kredite geradestehen müssen.Aller Voraussicht nach wird der deutsche Steuerzahler bluten.

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