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Wirtschaft: Der Telefon-Trick der Telekom

Der Konzern verkauft Geräte, mit denen er die Konkurrenz ausschaltet – die wehrt sich jetzt

Berlin – Die Konkurrenz beklagt sich über wettbewerbsverhinderndes Verhalten, jetzt will sogar die Regulierungsbehörde den Fall prüfen – doch die Deutsche Telekom versteht die ganze Aufregung nicht. Es geht um ein Sonderangebot des Bonner Konzerns, das Kritiker für einen üblen Trick halten: Die Telekom verkauft zwei Telefonapparate zum Schnäppchenpreis. Diese Telefone haben aber eine Besonderheit, sie leiten alle Gespräche automatisch auf die Telekom um. Anbieter von Callby-Call und Preselection, die Gespräche zum Teil deutlich billiger anbieten als die Telekom, haben das Nachsehen.

Die beanstandeten Geräte – das 711 (analog) und 721 (ISDN) vom Hersteller Siemens – stellen generell die Netzkennzahl der Telekom 01033 jeder gewählten Nummer voran. Andere Voreinstellungen werden damit überschrieben. Dafür sind die auf die Telekom voreingestellten Geräte aber auch 40 bis 50 Euro billiger als die ursprünglichen Siemens-Modelle, erklärt ein Telekom-Sprecher. Für Kunden, die ohnehin nichts mit Call-by-Call oder Preselection anfangen könnten, rechne sich das Angebot, sagt er. Auf der Verpackung werde zudem auf die Voreinstellung des Telefons ganz klar hingewiesen. Und wer unbedingt möchte, könne die Voreinstellung über das Menü auch wieder ausschalten – das müsse allerdings vor jedem Gespräch einzeln gemacht werden.

Die technische Voreinstellung der Geräte macht dem Verbraucher „die Nutzung des Angebots alternativer Verbindungsnetzbetreiber praktisch unmöglich“, beklagt der Verband der Telekom-Konkurrenten VATM. Und stellt den Sinn der technischen Voreinstellung in Frage: Für Telekom-Kunden, die weder Preselection noch Call-by-Call nutzen wollen, sei ein Überschreiben der Rufnummer vollkommen überflüssig. Die Telekom versuche somit auf technischer Ebene „den fairen Wettbewerb zu verhindern“, kritisiert der VATM. Der Verband forderte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post auf, einzuschreiten. „Die Wettbewerber halten sich aber auch andere rechtliche Möglichkeiten, insbesondere Schadensersatzansprüche vor“, kündigte der VATM an. Anbieter wie Freenet oder 01051 Telecom sind darauf angewiesen, dass die Telekom Gespräche auf ihre Netze umleitet, wenn der Kunde das wünscht.

Die Regulierungsbehörde will sich die Telekom-Telefone nun genauer ansehen. „Wir prüfen das“, sagte ein Sprecher der Behörde am Montag in Bonn. Inzwischen führen mehrere Millionen Telekom-Kunden ihre Gespräche von Fall zu Fall (Call-by-Call) oder dauerhaft (Preselection) über Telekom-Konkurrenten. Der Marktanteil der Telekom ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Die Behörde hatte der Telekom bereits mehrere Tarife untersagt, in denen der ehemalige Monopolist vertraglich ausschließen wollte, dass die Kunden per Vorwahl oder Festeinstellung andere Gesprächsanbieter wählen können. vis

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