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Wirtschaft: Der Teuro verliert seinen Schrecken

Preise für Lebensmittel und Energie sinken / Inflationsrate im November nur noch bei 1,2 Prozent

Berlin (msh). Trotz der Einführung des Euro sind Lebensmittel im laufenden Jahr billiger geworden. Dies treffe besonders auf Fleisch und Gemüse zu, berichtete die Zentrale Markt und Preisberichtsstelle (ZMP) am Freitag in Berlin. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Preise für Nahrungsmittel in den vergangenen Monaten gesunken. Auch Verbraucherschützer geben Entwarnung: Die Diskussion um den Euro lässt nach.

Nach Angaben der ZMP sind bei den meisten Gemüsesorten und bei Fleisch in den Monaten Januar bis Oktober 2002 die Preise im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken. Lediglich Milchprodukte und einige Obstsorten wie Äpfel und Birnen seien teurer als im Vorjahr. Zwar habe es im Frühjahr einen vorübergehenden Preisschub beim Gemüse gegeben. Dieser sei jedoch durch Ernteausfälle im Mittelmeerraum und nicht durch die Euro-Einführung verursacht worden.

Aus den Zahlen der ZMP geht auch hervor, dass viele Lebensmittelpreise im Jahr 2001 deutlich höher waren als in den Vorjahren. ZMP-Experte Paul Michels führte das bei Fleisch auf die Nahrungsmittelskandale BSE und Maul- und Klauenseuche zurück. Zudem hätten sich viele Händler auf die Euro-Einführung „vorbereitet“. Im Klartext: Die Händler haben die Preise angehoben, um nach der Einführung des Euro Spielraum für Preissenkungen zu haben.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Preise für Nahrungsmittel in den vergangenen Monaten mit Raten zwischen 0,5 und 0,9 Prozent gesunken. Allerdings gibt es immer noch Ausreißer nach oben: So kosteten Brötchen im Oktober 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Im Oktober lag die Teuerungsrate nach ersten Berechnungen der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hessen bei 1,2 Prozent. Neben den günstigen Lebensmitteln haben sinkende Preise für Kraftstoff und Heizöl die Budgets der Haushalte entlastet. Dass die Menschen aber immer noch das Gefühl haben, alles sei teurer geworden, hängt nach Ansicht der Statistiker mit den Preiserhöhungen vom Jahresbeginn zusammen. Besonders Dienstleistungen (im Oktober Plus 2,2 Prozent) und die Bewirtung in der Gastronomie (Plus 3,5 Prozent) sei deutlich teurer geworden. „Die Preise für langlebige Konsumgüter oder Mieten sinken dagegen oder bleiben stabil. Das nehmen die Menschen aber weniger stark wahr“, sagte Nadin Engelhardt, Euro-Expertin des Statistischen Bundesamtes. Deshalb unterscheide sich die „gefühlte Inflation“ (siehe Lexikon) deutlich von der ausgewiesenen Statistik, die seit Monaten moderate Preiserhöhungen anzeigt.

„Die Verbraucher waren zu Jahresbeginn sehr preissensibel. Das hat sich etwas gelegt“, sagte Wolfgang Twardawa von der Gesellschaft für Konsumforschung. Nicht alle Preiserhöhungen seien auf die Euro-Einführung zurückzuführen und so mancher Konsument habe sich wohl an die höheren Preise gewöhnt. Oder er hat nach Alternativen gesucht. „Entweder konsumieren sie weniger, wie die sinkenden Umsätze in Handel und Gastronomie zeigen, oder sie gehen zu den Discountern“, sagte Twardawa. Bei den Verbraucherschützern nehmen die Teuro- Klagen jedenfalls ab. „Die Beschwerden zu Teuro-Preiserhöhungen werden weniger“, heißt es beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Das von der Bundesregierung initiierte Internetforum werde nur noch wenig frequentiert. Ursprünglich riefen täglich Tausende die Webseite auf, inzwischen seien es nur noch rund 150.

Das Forum im Internet unter:

www.preis-wert-forum.de

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