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Wirtschaft: Der Trick mit dem Urlaubsreise-Gewinn

Mit einer "Euro-Umfrage" ködert eine Berliner Firma Reiselustige / Der Flug wird nicht bezahltVON ECKHARD STENGEL BREMEN. Super!

Mit einer "Euro-Umfrage" ködert eine Berliner Firma Reiselustige / Der Flug wird nicht bezahltVON ECKHARD STENGEL BREMEN. Super! Endlich mal ein Volltreffer! Die Bremer Pädagogin Ulrike B.hat in ihrem Leben schon manchen Korkenzieher gewonnen, aber noch nie einen einwöchigen Hotelaufenthalt für zwei Personen an der türkischen Riviera.Dafür brauchte sie nur einen Fragebogen über den "Euro" auszufüllen und an einem beigefügten Rubbellos zu reiben.Merkwürdig nur, daß auch mehrere Bekannte per Post den Fragebogen der Berliner Firma "media umfrageservice" erhielten und beim Rubbeln auf Anhieb die gleiche Reise gewannen.Und besonders erstaunlich, daß nur die Unterkunft frei ist, während der Flug selber gebucht werden muß ­ am besten gleich bei dem scheinbar großzügigen Preisstifter.Ob das wohl mit rechten Dingen zugeht? Nein, meint die Bremer Verbraucherzentrale und warnt deshalb ausdrücklich vor den "media"-Geschäftspraktiken.Seit etwa zwei Jahren geht das Unternehmen mal hier, mal dort auf Kundenfang, derzeit offenbar besonders im Raum Bremen.Mit Hilfe von Listen, die sich die Firma bei Adressenhändlern besorgt, schreibt sie massenhaft Bürger an und bittet um Mithilfe bei einer Umfrage mit zehn läppischen Fragen zu den Vor- und Nachteilen der Europäischen Währungsunion.Ein Auftraggeber oder ein Zweck der Umfrage werden nicht genannt. Angeblich als Anreiz zum Mitmachen liegt ein Rubbellos bei."Wir hoffen, daß Sie etwas Glück haben und drücken Ihnen die Daumen", schreibt "media" dazu.In Wirklichkeit gewinnt nach Erkenntnissen der Verbraucherschützer jedes Los.Denn das sei der wahre Zweck der "Umfrage": "Es geht darum, Flüge zu verkaufen", sagt Heiner Wagenfeld von der Verbraucherzentrale Bremen. Wer einen Hotelaufenthalt gewinnt, hat laut Preisstifter zwei Möglichkeiten: Er kann auf eigene Faust anreisen ­ das ist aber nur in der Nebensaison erlaubt.Zu Ferienzeiten wie Weihnachten oder Ostern wird dagegen eine Buchung über "media" erwartet.Die Preise sind nach Auskunft von Reisefachleuten zwar halbwegs angemessen, und die Reisen scheinen auch tatsächlich stattzufinden, aber dennoch halten die Konsumentenschützer diese Art des Kundenfangs für wettbewerbswidrig. Der Verbraucherschutzverein Berlin hat bereits eine Abmahnung an die Firma geschickt.Seine Juristen stört besonders, daß die Kunden keinen "Sicherungsschein" zur Abdeckung des Konkursrisikos erhalten.Diese Absicherung ist Vorschrift für Pauschalreiseveranstalter.Da "media" nur den Flug verkauft, glaubt die Firma, sich die Kosten für Sicherungsscheine sparen zu können.Doch nach Ansicht der Verbraucherschützer handelt es sich durchaus um eine ­ wenn auch verkappte ­ Pauschalreise.Die Abmahnung wurde von "media" jedoch nicht akzeptiert."Jetzt werden wir wahrscheinlich klagen", sagt Maren Geisler vom Verbraucherschutzverein. Ihr Bremer Kollege Wagenfeld weist auf einen weiteren Aspekt hin: Wer bei "media" buche, sei nicht nur im Konkursfall ungesichert, sondern könne sich auch nicht über eventuelle Mängel bei der (kostenlosen) Unterkunft beschweren.Sein Rat: lieber 200 DM mehr ausgeben und eine seriöse Reise buchen.Auch der "Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute" geht auf Distanz zu "media umfrageservice"."Das ist kein Marktforschungsinstitut", urteilt eine Verbandssprecherin."Marktforschung möchte nichts verkaufen." Die beschuldigte Firma sah sich am Montag nicht in der Lage, eine Stellungnahme abzugeben.

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