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Wirtschaft: Der Trimm-dich-Ofen

Das Gerät der japanischen Firma Sharp lässt beim Braten mit Wasserdampf die Kalorien schmelzen

Von Phred Dvorak Ein neuer elektrischer Ofen soll Japanern beim Abnehmen helfen: Der Elektronikkonzern Sharp hat ein Gerät auf den Markt gebracht, das dem Essen das Fett wegschmilzt. Möglich macht das eine Temperatur von rund 300 Grad in dem Ofen, der einer Mikrowelle ähnlich ist. Während des Garprozesses schießt Wasserdampf durch erhitzte Spiralen, weshalb Sharp das Gerät Wasserofen („water oven“) getauft hat. Das funktioniert so: Wenn der ultraheiße Wasserdampf über dem Schmorbraten oder den Chicken Nuggets niedergeht, wird das Fleisch auf einen Schlag so heiß, dass es einen großen Teil seines Fettes ausschwitzt. Das Fett tropft mit dem Wasser, das auf der Oberfläche des Fleisches kondensiert, herunter.

In einem regulären Ofen dauere es sehr viel länger, bis das Essen die gleiche Temperatur erreiche, sagt Takashi Tanaka, der das Wasserofen-Team bei Sharp leitet. Und bis dahin könne es längst verbrannt sein. Im Zeitalter von Übergewicht setzt Sharp ganz auf das Argument von Kalorien, Fett und Gesundheit. Ein 200-Gramm-Steak habe nach dem Garen im Wasserofen 13 Prozent weniger Kalorien, als wenn es in der Pfanne oder auf dem Ofenblech zubereitet werde, wirbt das Unternehmen in Japan für sein Produkt. Der Konzern behauptet sogar, dass dank der Brattechnik des Wasserofens mehr Kalorien eingespart werden, als man bei einem 20-minütigen Spaziergang verbrenne. Erste Tests zeigten, dass ein Stück Schweinefleisch, das im Wasserofen gebraten wird, 59 Prozent des Fettes verliere, während es in einem gewöhnlichen Ofen gerade einmal 44 Prozent seien, verkündet das Sharp-Team stolz.

Der japanische Konzern ist nicht das einzige Unternehmen, das mit High-Tech-Öfen experimentiert. Matsuhita Electric Industrial („Panasonic“), will noch in diesem Monat einen neuen Ofen mit Internetanschluss auf den Markt bringen. Die Nutzer sollen sich aus dem Netz Rezepte herunterladen können. Ein ähnlicher Ofen von Toshiba ist bereits im Einzelhandel erhältlich. Was ultra-heiße Wasserdampföfen betrifft, so gibt es diese Geräte schon seit längerer Zeit. Doch sie sind bisher sehr teuer gewesen und wurden daher bislang hauptsächlich in Restaurants und Cafeterias eingesetzt. Der Ofen von Sharp, der in Japan umgerechnet 888 Euro kosten soll, ist einer der ersten für Endverbraucher.

Das Kochen mit superheißem Wasserdampf hat neben der Fettreduktion auch andere Vorteile für die Gesundheit. Das behauptet zumindest Sharp. Wenn der Dampf auf der Oberfläche des Lebensmittels kondensiere, entziehe er ihm einen Teil des Salzes. Und das sei für Menschen von Vorteil, die auf eine natriumarme Ernährung achten müssen, sagt der Konzern, der die Wasserofen-Technik gemeinsam mit Professoren der japanischen Osaka Prefecture University entwickelt hat. Außerdem verhindert der Dampf, dass das Essen trotz der Hitze austrocknet oder zäh wird. Sharp hat das beim Braten eines Hähnchens demonstriert. Obwohl das Fleisch nur in seinem eigenen Fett röstete, schmeckte es genauso saftig wie ein frittiertes Hähnchen.

Dennoch, der Wasserofen hat auch Nachteile. Er ist im Betrieb ein ganzes Stück teurer als ein Ofen mit einer preiswerteren Energiequelle wie Gas. Und da das Gerät innen nicht sonderlich groß ist, passen ein ordentlicher Braten oder eine Pute gar nicht ganz hinein. Trotzdem hofft der Sharp-Konzern, dass er den Wasserofen innerhalb der nächsten Jahre auch auf den europäischen und amerikanischen Markt bringen kann. Vorher werde das Unternehmen das Gerät und die Instruktionen allerdings den europäischen und amerikanischen Gepflogenheiten anpassen müssen. Denn der Wasserofen in seiner jetzigen Form sei doch ganz auf die japanischen Essgewohnheiten ausgerichtet, sagt der Sharp-Projektleiter Tanaka.

Die Artikel wurden übersetzt und gekürzt von Tina Specht (Aromenhersteller), Karen Wientgen (Ofen), Matthias Petermann (EU), Svenja Weidenfeld (Frankreich und China) und Christian Frobenius (Nobelpreis).

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