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Wirtschaft: Der Vater der Ostpakete geht in den Westen

Hasso Mansfeld will künftig Öko- statt Ostprodukte vermarkten / Preisgekrönte Kampagne als Karriere-SprungbrettVON EBERHARD LÖBLICH MAGDEBURG.Der Vater der Ostpakete geht in den Westen.

Hasso Mansfeld will künftig Öko- statt Ostprodukte vermarkten / Preisgekrönte Kampagne als Karriere-SprungbrettVON EBERHARD LÖBLICH

MAGDEBURG.Der Vater der Ostpakete geht in den Westen.Zum Ende des Jahres packt der stellvertretende Geschäftsführer der Agrar-Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (AMG), Hasso Mansfeld, in Magdeburg seine sieben Sachen und geht neuen Aufgaben entgegen.Nach dem Jahreswechsel will der 35jährige Marketingspezialist nicht länger für Ost-, sondern für Öko-Produkte trommeln. Mansfeld tritt dann in die Geschäftsführung der Bergquell Agrar-Naturprodukte GmbH & Co.KG im niedersächsischen Dorstadt ein.Die Karriereleiter dort wird für ihn bereits gezimmert.Im ersten Quartal 1998 soll die Öko-GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, für Mansfeld ist dann bereits die Position des Marketing-Vorstandes vorgesehen. Vor etwas mehr als Jahresfrist sorgte er nicht nur in der Marketingbranche mit einem Geniestreich für Aufmerksamkeit."Langsam ist es an der Zeit, sich beim Westen für die Pakete von damals zu bedanken", rief er seine Landsleute in Sachsen-Anhalt auf.Und die hörten die Signale und packten fleißig Päckchen und Pakete für die Brüder und Schwestern in den alten Bundesländern."Ich habe einfach überlegt, wie man die Markenprodukte aus Sachsen-Anhalt im Westen bekannter machen kann", sagt er selbst, "und da habe ich mich an die Pakete erinnert, die meine Eltern früher immer für die Verwandten in der DDR gepackt haben." Der Erfolg gab ihm recht.Der Umsatz der Lebens- und Genußmittelindustrie Sachsen-Anhalts schnellte sprunghaft hoch, die Branche verzeichnete Zuwächse in dreistelliger Millionenhöhe.Die Kampagne wurde zum publizistischen Selbstgänger, selbst internationale Medien berichteten über Mansfelds Ostpakete. Mit denen er allerdings ein Image für die Markenartikler Sachsen-Anhalts schuf, das er nicht wollte.Durch das "Ostpaket" wurde auch das Image vom "Ostprodukt" weiter verstärkt.Und das wiederum kann Mansfeld bis heute furchtbar aufregen."Die meisten dieser Markenprodukte haben mit Ulbrichts und Honeêkers DDR soviel zu tun wie ein Fisch mit einem Fahrrad", sagt er."Nicht nur Rotkäppchen-Sekt aus Freyburg, die Hallorenkugeln aus Halle oder das Knäckebrot aus Burg haben eine Markengeschichte, die sich zum Teil weit über 100 Jahre zurückverfolgen läßt." Seit Mitte des Jahres hat Mansfeld deshalb seine eigene Kampagne modifiziert.Historische Politikerköpfe symbolisieren die Geschichtsepochen Deutschlands seit dem Kaiserreich, das produktübergreifende Imageplakat suggeriert jetzt: "Die Systeme gehen, die Marken bleiben". Dennoch: Die mehrfach preisgekrönte Kampagne mit den "Ostpaketen" hat sich für Mansfeld nachträglich zur Karriere-Rakete gemausert.Denn als Marketing-Spezialist ist der Mann ein absoluter Spätzünder.Nach dem Abitur arbeitete er jahrelang im erlernten Gärtnerberuf, bevor er 27jährig doch noch den Sprung ins akademische Umfeld wagte und in Bingen Internationalen Agrarhandel studierte.Nach Abschluß des Studiums arbeitete er zwei Jahre als Assistent der Marketing-Spezialistin Elke Benning-Rohnke, schon die nächste Station seiner Karriereleiter war dann die AMG."In dieser Branche muß man immer wieder einmal etwas Neues anfangen", sagt er."Sonst wird man schnell betriebsblind." Und wenn das andere dann auch noch eine Stufe höher auf der brancheninternen Karriereleiter stattfinde, so schmunzelt er, könne das schließlich auch nicht schaden.

EBERHARD LÖBLICH

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